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Freitag
24.09.2010

Zurzeit wirbelt er über die Musicalbühne in Zürich - als «Schweizermacher». Der Bündner Andrea Zogg (1957, Schütze) spielt den Kantonspolizisten Max Bodmer, den einst Walö Lüönd verkörperte. Und just die Rolle, die Lüönd in der Skandalaufführung von 1972 im Zürcher Schauspielhaus spielte, nimmt nun Andrea Zogg im Kinofilm ein. Er ist der Senn Erwin, der mit dem Bub Erwin (Joel Basman) und dem Fremdling Martin (Carlos Leal) auf der Alp haust. Das Sennentrio fabriziert im Absinthrauch eine Puppe, die lebendig und begehrtes Sexobjekt wird. Rolf Breiner, Filmexperte des Klein Reports, hat sich mit dem Schauspieler unterhalten.

Klein Report: Für Sie als Bündner war der Film quasi ein Heimspiel, der auch schon mal als «Depardieu des Alps» bezeichnet wurde. Wo haben Sie gedreht?
Andrea Zogg: «Gedreht haben wir in Soglio (Graubünden), die Bergszenen vor allem im Urner Schächental, dann aber auch in der Nähe von Innsbruck.»

Klein Report: Wann sind Sie erstmals auf das «Sennentuntschi» gestossen?
Zogg: «Damals beim Theaterskandal 1972 in Zürich. Später gabs eine TV-Aufzeichnung, und die habe ich gesehen. Übrigens Hanspeter Müller Drossaart spielte dazumal den Bub im Stück von Hansjörg Schneider. Die Sage ist der Urstoff, das Archaische - ein Urthema um Sexualität und Schuld. Im Film gibt es eine andere Interpretation. Heute ist ein nackter Busen oder Pimmel natürlich kein Skandal mehr wie damals.»

Klein Report: Sie verkörpern die tragische Gestalt Erwin, den Obersenn.
Zogg: «Der Kerl kann nicht aus sich herauskommen und die Situation beurteilen. In seinen Wahnsinnsaktionen verschlimmert er alles und geht am Ende unter.»

Klein Report: Wie lange haben Sie an der Rolle gearbeitet?
Zogg: «Sicher ein Jahr, alles zusammengerechnet.»

Klein Report: Wie sind Sie mit den Extremsituationen umgegangen?
Zogg: «Ich hatte zusammen mit Joel Basman in London ein Specialcoaching, um diese Situationen in den Griff zu bekommen: die Vergewaltigungen, Totschlag usw. Wir haben viel im Vorfeld geprobt, ausprobiert, an den Dialogen gefeilt. Mit Roxane, dem `Sennentuntschi`, haben wir während des Drehens viel Körperliches gemacht, ich habe mit ihr improvisiert.»

Klein Report: Sie sind ja, wie angesprochen, auf Bühnen sehr aktiv, jetzt in den «Schweizermachern». Wie gehts weiter?
Zogg: «Ich wirke wieder im `Tatort` mit.»

Klein Report: Im ersten «Tatort» waren Sie der Schweizer Kommissar ...
Zogg: «Jetzt bin ich der Polizeipräsident und habe jährlich zwei ´ Tatorte´, muss aber nicht den Miesepeter spielen. Der Kommissar und der Chef sind Freunde. Von daher ist dann vielmehr Potenzial drin. Der erste Schweizer ´Tatort´ wird im Januar ausgestrahlt. Ausserdem spiele ich im Marco-Rima-Film ´Liebling, lass uns scheiden´ mit, der Mitte November in die Kinos kommt. Da kann ich mal eine andere Seite von mir zeigen, und zwar als schwuler Promi-Coiffeur zeigen.»