Die Zürcher Filmstiftung feierte Geburtstag. Am Sonntagabend knallten auf der Terrasse des Fünfsterne-Hotels Bellvedere in Locarno die Korken. Das Buffet wurde aufgetragen und ein grosser Teil der Schweizer Filmbranche feierte unter schwülem und bedecktem Himmel freudig das zehnjährige Jubiläum der Filmförderer.
«Bei der Gründung der Zürcher Filmstiftung war ein Anliegen, die Vielfalt des Filmschaffens zu fördern. Dabei handelt es sich um ein langfristiges Ziel. Und nach fast zehn Jahren Aufbauarbeit können wir auf einige Erfolge zurückblicken», sagte der Geschäftsleiter der Zürcher Filmstiftung, Daniel Waser, dem Klein Report, nachdem er und die Stiftungspräsidentin und Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch die Gäste begrüsst hatten.
Waser schwärmte und erklärte: «´Der Goalie bin ig´ von Sabine Boss wurde dieses Jahr insgesamt mit vier Schweizer Filmpreisen ausgezeichnet, unter anderem als bester Spielfilm», sagte der Geschäftsführer sichtlich zufrieden. «Der Film erhielt keine Gelder vom Bundesamt für Kultur und konnte nur dank Unterstützung durch die Zürcher Filmstiftung realisiert werden. Sehr stolz sind wir auch auf den Film ´Der Kreis´ von Stefan Haupt. Er hat an der Berlinale 2014 den Panorama-Publikumspreis und den Teddy-Award gewonnen.»
Die Zürcher Filmstiftung sei für die Deutschschweizer Filmförderung sehr wichtig, lobte Urs Augstburger, der bei SRF für die Dok-Koproduktionen verantwortlich ist. «Vor ihrer Gründung gab es ja keine kantonale Förderung, die so umfangreich und so gut ausgestattet war. Inzwischen haben andere Regionen aufgeholt. In der Westschweiz etwa haben sich die Kantone im Cinéforom zusammengeschlossen und Zürich so überflügelt.»
Urs Augstburger sieht aber Verbesserungspotenzial bei der Zürcher Filmstiftung. Es sei schade, dass die Stiftung keine TV-Dokumentarfilme unterstüzte. «Zumal die Grenzen zwischen Kino-, TV- und Internetauswertung verwischt werden. In der Westschweiz oder auch im Kanton Bern scheint das besser geregelt. Dort ist genügend Geld vorhanden, das allen Genres zugute kommt», erläutert er. Aufgrund der unterschiedlichen Vorgaben bei den Stiftungen gebe es eine Bewegung unter den Filmschaffenden. «Filmschaffende folgen erstens ihrem Instinkt und gehen zweitens dahin, wo das Geld ist», kommentiert der SRF-Mann den Kampf um Fördergelder.
Nicht nur Augstburger hat mit der Förderung von TV-Dokus Ideen für die Verbesserung der Filmförderung, der junge Regisseur Timo von Gunten wünscht sich von der Schweizer Filmförderung hingegen allgemein mehr Geld für Nachwuchsprojekte. «Es ist eine Illusion zu denken, dass junge Filmschaffende keine Filme machen, wenn sie das Budget aufgrund von ´Lohndumping´ von staatlichen Quellen nicht zugesprochen bekommen. Wir brauchen diese Werke, um uns zu etablieren. Ohne Geld tun wir dies einfach unter ausbeuterischen Bedingungen.»
Timo von Gunten ist gerade damit beschäftigt, Fördermittel für seinen achten Kurzfilm zu finden. Vom Bundesamt für Kultur habe er bereits eine Zusage erhalten, nun komme es noch auf die Zürcher Filmstiftung an: «Ich hoffe, dass ich mein Gesamtbudget erhalte», so der Jungfilmer am Apéro.
Der junge Regisseur plädiert für das Genre Kurzfilme, die für junge Filmschaffende eine gute Möglichkeit seien, sich auszuprobieren. «Hier in Locarno erhalten Kurzfilme Aufmerksamkeit. Deshalb sind das Filmfestival Locarno und andere Filmfestivals für Jungfilmer so wichtig.»
Die Zürcher Filmstiftung ist am Filmfestival Locarno mit den Filmen «Love Island», «Cure», «Electroboy», «Yalom´s Cure» und «Schweizer Helden» vertreten.