2,8 Devices pro Person besitzen die Schweizerinnen und Schweizer. 69% gehen ohne Smartphone gar nicht aus dem Haus. Am Goldbach Seminar wurde angesichts dieser Zahlen gefragt, wie diese für die Werbung nutzbar gemacht werden können. Es ging um Second Screen, Parallelnutzung und personalisierte Werbung über Apps.
Darüber, wie inaktive Nutzer dazu gebracht werden können, eine App wieder regelmässiger zu verwenden, sprach Benjamin Beivers, Geschäftsführer und Gründer des Start-ups Remerge, am Donnerstagmorgen in einem eher technischen Vortrag in Küsnacht.
Seine im Sommer 2014 gegründete Firma hat eine Retargeting-Plattform für Apps entwickelt. Remerge konnte bereits so grosse Kunden wie Spotify ins Boot holen. «Ich bin sehr viel gereist», kommentiert Beivers gegenüber dem Klein Report den Aufbau seines Kundenstamms am Mittagssnack nach seinem Vortrag. «Wir sprechen alle Firmen an, sei es, dass sie in San Francisco oder Berlin sitzen.»
Anbieter von Apps haben sich zunächst dafür interessiert, dass Nutzer ihre App herunterladen. Nun ist es für sie zunehmend wichtig, dass diese die App auch regelmässig nutzen und auch Einkäufe über diese tätigen. Nur durch langfristig aktive Nutzer lohnt sich auch der Einkauf neuer Nutzer.
«Gerade in den Branchen E-Commerce, Travel, Gaming oder Lifestyle ist es sehr relevant, was die Nutzer nach der Installation machen. Ob sie einen Einkauf tätig, eine Reise buchen oder ein Premium-Abo abschliessen beispielsweise», so Beivers.
In der Praxis ist diese Kundenreaktivierung aber technisch noch aufwändig und kompliziert: «Die Nutzerdaten müssen in Echtzeit und automatisch übertragen werden», erklärte Beivers.
«Durch eine Einteilung der Nutzer in Segmente sind zielgruppenspezifische Werbemittel möglich. So haben wir beispielsweise für Spotify eine Reengagement-Kampagne für Nutzer gemacht, die seit mindestens 28 Tagen inaktiv waren. Wir haben sie unter anderem darüber kategorisiert, ob sie eher Radio oder Playlisten hören, ob sie Gratisnutzer sind oder ein Abo für den Dienst haben. Daraus wurden personalisierte Werbemittel erstellt.»
Grundlage dafür sei aber, dass die technischen Voraussetzungen entwickelt sind, erklärte Beivers dem Klein Report nach seinem Vortrag beim Mittagssnack. «Deshalb wird das auch erst jetzt gemacht, was online ausserhalb der Apps schon lange gang und gäbe ist. Voraussetzung dafür sind sogenannte Mobile Device Identifier, eine Kennzeichnung eines bestimmten Geräts, auf die Apps zugreifen können. Nur so ist personalisierte Werbung auf Apps überhaupt möglich. Die Durchdringung gibt es erst seit ein paar Jahren.»
Noch etwas weit vorausgreifend war der Vortrag von Beivers für Lukas Hayoz, Community & Account Manager bei der Expat-Plattform Hello Switzerland: «Wir sind im Moment noch daran, unsere App zu optimieren. Eine gute App zu haben, kommt noch vor dem App-Targeting. Erst müssen wir die App verkaufen.»
«Sehr interessant» fand den Vortrag Lisa Wege. «Ich bin bei dem Thema neu dabei. Ich bin noch bis Ende April bei der Publicitas, danach gehe ich zu einem Start-up, einer Tag-ad-Unternehmung.»