Ende August blies die SVP im Eishockeystadion in Zürich-Altstetten zum Wahlkampf. Parteivater Christoph Blocher und Tochter und Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher sassen auf dem Heuwagen, Mundart-Rocker Florian Ast sorgte für Stimmung.
Auch Parteipräsident und Ständerat Marco Chiesa wollte den Anlass als Party verstanden wissen: «Es ist eine ganz moderne Struktur. Wir haben ein Schwingfest inszeniert».
Wahlkampfleiter und Nationalrat Marcel Dettling sprach gegenüber TeleZüri von «Sackmähl» und «Alphüttli». Das sei schliesslich die Schweiz. Und dafür setze sich die SVP ein.
Der Zürcher Regionalsender nahm sich heraus, die Polit-Show als «Amerikanisierung des schweizerischen Wahlkampfes» einzuordnen. Das geriet einem SVP-Sympathisanten in den falschen Hals. Er beanstandete gegenüber Ombudsmann Oliver Sidler, dass TeleZüri die Grösse des Events skandalisiere, dass nur zwei SVP-Politiker Stellung nehmen durften, zumal beide nach nur einem Satz «abgewürgt» worden seien.
Für ihn stand fest, dass TeleZüri «ein Bild zeichnen will, dass (an der SVP-Veranstaltung) über keine politischen Inhalte debattiert wurde».
Die Wahlkampf-Wochen sind sensible Zeiten. Den Medien ist bekanntlich eine erhöhte Sorgfaltspflicht auferlegt. Doch das Sachgerechtigkeitsgebot ist nur auf Sendungen mit Informationsgehalt anwendbar, nicht aber auf Unterhaltungssendungen. Bei der U-Kultur gelten mildernde Umstände.
Doch wie ist das bei einem TV-Bericht über einen Polit-Event, der ganz auf gute Laune setzt? Ist das noch eine Wahlsendung?
«Bei der fraglichen Veranstaltung der SVP handelte es sich nicht um einen Anlass, an welchem die Vermittlung von politischen Meinungen im Vordergrund stand», kommt Ombudsmann Oliver Sidler in seinem am Donnerstag publizierten Bericht zu Schluss.
Es sei keine Delegiertenversammlung gewesen, an der die Partei im Hinblick auf ein Abstimmungswochenende die Parolen beschloss. «Es war meines Erachtens ein Mix aus Unterhaltung und Show.»
Und der Vergleich mit den Wahlkampfgepflogenheiten in den USA sei ebenfalls nicht daneben. «Die Veranstaltung zum Wahlauftakt mit rund 4000 Personen war von einer in der Schweiz bislang noch nie gesehenen Dimension. Es ist nicht zu bemängeln, wenn der Journalist von TeleZüri diesen Aspekt nicht nur thematisiert, sondern auch unterstrichen hat.»