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Montag
17.11.2003

Mit einer neuartigen Internet-Suchmaschine sorgt der Onlinebuchhändler Amazon.com in den USA für Furore und mischt den umkämpften Markt der «Search Engines» auf. Die im Oktober eingeführte Suchmaschine «Search Inside the Book» (Such innerhalb des Buchs) stösst in eine neue Dimension vor. Während die meisten Suchmaschinen bisher bei einem gesuchten Titel Halt machten, blättert diese das Buch förmlich auf und erlaubt das digitale Durchforsten ganzer Werke - zumindest von denen, die von Amazon eingescannt wurden. Und das sind immerhin schon 120 000 Bücher mit 33 Millionen Seiten. Ist als Suchbegriff, etwa «Oliver Twist», eingegeben, tauchen die Seiten auf, in denen der Held des Romans von Charles Dickens erscheint. Von diesen Seiten können mit einem Passwort registrierte Kunden dann sogar weiter blättern und so bis zu 20 Prozent eines Buchs am Bildschirm durchschmökern.

Ob und wann die Suchmaschine auf dem deutschen Markt eingeführt wird, lässt Amazon offen. «Darüber spekulieren wir nicht», sagte eine Sprecherin des Unternehmens in Seattle gegenüber der dpa. Amazon erhofft sich von dem neuen Service vor allem einen Kaufanreiz. Erste Zahlen scheinen dem Unternehmen von Jeff Bezos Recht zu geben. Bücher, die von der Suchmaschine erfasst wurden, verkauften sich zumindest in den ersten Tagen nach der Markteinführung deutlich besser als die anderen Bücher. Bisher hat Amazon Verträge mit 190 Verlagen getroffen und deren Werke elektronisch abrufbar gemacht. Nur wenige Verlage sperrten sich aus Sorge vor Verkaufseinbussen oder einer möglichen Verletzung von Urheberrechten gegen das Einscannen ihrer Bücher. 15 Autoren forderten den Onlineriesen allerdings auf, ihre Bücher von der Suchmaschine auszunehmen. Inzwischen hat Amazon einige Vorkehrungen treffen müssen. Unter anderem wurde eine elektronische Sperre errichtet, so dass die Seiten inzwischen nur noch von geübten Computernutzern kopiert oder ausgedruckt werden können. Derzeit plant Amazon nach amerikanischen Medienberichten eine weitere Suchmaschine, um Kunden das elektronische Einkaufen zu erleichtern. Die unter dem Codenamen A9 bekannte Suchmaschine soll unter anderem die Preise von Produkten vergleichen und das günstigste Angebot ermitteln. Damit stösst Amazon in einen Markt vor, der bisher in den USA von dem Onlineportal Yahoo! oder der Super-Suchmaschine Google beherrscht wurde. Beide bieten neben ihrer normalen Suchfunktion auch elektronische Einkaufshilfen.