Die Publizistin Alice Schwarzer wünscht sich vom ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski gemässigtere Töne. «Ich bedauere, dass Selenski nicht aufhört zu provozieren», sagte sie am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in München bei der Vorstellung des Dokumentarfilms «Alice Schwarzer» von Sabine Derflinger.
Würde Bundeskanzler Olaf Scholz der Einladung Selenskis folgen und am 9. Mai nach Kiew reisen, wäre das eine «Provokation ohnegleichen». An dem Tag feiert Russland den sowjetischen Sieg über das nationalsozialistische Deutschland im Zweiten Weltkrieg.
«Ich würde mir doch ein bisschen nuanciertere Töne auch aus der Ukraine wünschen», meinte Schwarzer. Wenn man die offizielle Politik des Präsidenten «zum Teil fragwürdig» fände, bedeute das aber nicht, dass man nicht mit dem Land fühle oder die Opfer ignoriere, «ganz im Gegenteil», versuchte sie zu beruhigen.
Der offene Brief in der von Schwarzer herausgegebenen Zeitschrift «Emma» wurde inzwischen von 250'000 Menschen unterschrieben. Sie meint deshalb dazu: «Es gibt wenig in meinem Leben, was so viel Sinn gemacht hat wie das Initiieren dieses offenen Briefes.»
Am Sonntag reiste die amerikanische First Lady Jill Biden in die Ukraine, wo sie zum Muttertag Olena Selenska, die Ehefrau von Ukraine-Präsident Wolodimir Selenski, getroffen hat sowie Flüchtlingskinder. Auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau sowie die irische Rockband U2 haben sich am Sonntag unterstützend in der Ukraine gezeigt.
«Die Menschen in der Ukraine kämpfen nicht nur für ihren eigenen Frieden, ihr kämpft auch für all jene von uns, die den Frieden lieben», sagte der U2-Frontmann Bono während eines Konzerts in einem Kiewer U-Bahnhof.