Der Jugendslang ist ein algorithmisches Feld, das auch von Boomern beim Holzmedium Langenscheidt-Verlag jährlich beackert wird.
Jedes Jahr werden an der Frankfurter Buchmesse neue It-Wörter gekrönt. Diesmal ist es «Aura». Was immer das sein soll, ergibt sich im Kontext. Langenscheidt selber definiert «Aura» so: «Persönliche Ausstrahlung oder Eindruck, den eine Person auf andere macht; wird oft scherzhaft verwendet.»
Wer gut rüberkommt, hat Aura, wer versagt, kämpft gegen die «Minusaura». Laut Langenscheidt machte «Aura» nur knapp das Rennen vor einem arabischen It-Slang namens «Talahon». «Talahon» ist ein klassischer Macho-Begriff. Es geht um sogenannte coole Streetboys, die sich von Erwachsenen durch auffälliges Benehmen abgrenzen.
Langscheidt könnte ohne TikTok kein Jugendwort mehr krönen; Algorithmus schlägt Realität. Denn die Frage ist doch, ob Jugendliche wirklich diese Begriffe als Jugendwörter sehen oder nicht viel mehr vom getriggerten Feed dazu gebracht werden.
Das Online-Portal Watson erklärte schon im September, weshalb «Talahon» nur von arabischstämmigen Jugendlichen verwendet werden dürfe. Denn als «Selbstbezeichnung» sei dieses Gruppenwort cool, wenn ein AfDler hingegen von «Talahon» spreche, dann sei dies extrem rassistisch.
Nun hat also «Aura» das Rennen gemacht und der Klein Report fragt sich, ob dies nun postkoloniale Esoterik sei. 2023 hiess das Jugendwort übrigens «goofy».