Es geht um grosse Fische aus dem Kuchen des Sponsorings und ein paar kleine Fische vom Markt in Florenz.
Alexander Pereira, seit 2019 Intendant des Opernhauses von Florenz, ist wegen seiner Ausgaben ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Die Rechtspartei Fratelli d'Italia reichte bei der Region Toskana und dem Gemeinderat der Stadt Florenz, die im Aufsichtsrat des Opernhauses «Maggio Musicale Fiorentino» vertreten sind, einen Antrag ein. Sie wollen wissen, wie Pereira sein Essen finanziert.
2021 habe Pereira mit der Kreditkarte des Theaters nämlich 60’000 Euro ausgegeben. In den ersten vier Monaten dieses Jahres seien es 14’000 Euro gewesen. Damit habe er Restaurantbesuche auf Ibiza, Rechnungen bei Fischhändlern in Florenz sowie Metzger und Bäckereien bezahlt.
3'000 Euro habe der Schöngeist auch in einem Berliner Auktionshaus mit der Kreditkarte des Opernhauses beglichen. Das berichtete die Partei laut der Tageszeitung «La Repubblica».
Und die Rechtsbürgerlichen fordern jetzt, Pereira solle bald an der Spitze eines Gefangenenchores durch Florenz getrieben werden. Oder wenigstens solle untersucht werden, ob Pereiras Ausgaben gerechtfertigt seien. Auch die Gewerkschaften des Theaters forderten Transparenz.
Ebenso Dario Nardella sieht sich als Bürgermeister von Florenz in der Pflicht, Pereiras Rechnungen zu überprüfen. Er werde den Intendanten bitten, die Belege vorzuweisen, «wie wir es immer getan haben».
Bahnt sich hier also eine musikalische Version des Falles der Raiffeisen-Spesen von Pierin Vincenz in der Toscana an, so nach dem Motto «Cosi fan tutte»?
Der Intendant selbst schmettert ein kräftiges «Non, je ne regrette rien» von der Bühne. Auch wenn das aus der Sicht der klassischen Oper ein nicht ganz korrektes Zitat ist.
Korrekt verbucht seien hingegen alle Ausgaben, auch die horrende Summe für Fische.
«Alle Ausgaben, die in dem Artikel von 'La Repubblica' erwähnt werden, sind öffentlich, und ich möchte hinzufügen, auch pflichtgemäss auf unserer Website aufgelistet.» Für jede Ausgabe gäbe es Erklärungen und alle sind mit den internen Vorschriften des Opernhauses vereinbar, in denen «die maximal zulässigen Beträge festgelegt sind», reagierte Pereira laut italienischen Medien.
Wer Pereira noch aus seiner Zeit als Intendant der Zürcher Oper kennt, kann sich erinnern, dass der König des Sponsorings für seine Gäste tatsächlich gerne kocht. Und so habe Pereira eben auch in Florenz Künstler des Opernhauses zu sich eingeladen und für sie in einer «freundschaftlichen und entspannten Atmosphäre» gekocht. Damit seien die Ausgaben bei dem Fischhändler begründet.
Und es wird dann beinahe schon biblisch, wenn Pereira von diesen kleinen Fischen in der Pfanne auf die grossen Fische im Haifischbecken der Sponsoring-Agenturen zu reden kommt.
Der Klein Report jedenfalls meint, es sei durchaus mit der wunderbaren Fischvermehrung in der Bibel zu vergleichen, wenn Alexander Pereira dank seiner lukullischen Talente mit Gästen das Fundraising bei privaten Gönnern von 2,5 Millionen bei seinem Eintritt im Jahre 2019 auf 7,5 Millionen im Jahr 2021 hochkochen konnte, nach bereits 4 Millionen im Jahr 2020.
«Ich habe den bisherigen Betrag verdreifacht, und ich sage das mit Stolz. Ausgaben? Nein, vielmehr handelt es sich um notwendige Investitionen», kommentierte Pereira. Und man kann ihn förmlich hören, wie er leise eine Passage aus dem Triumphmarsch von Giuseppe Verdi zu pfeifen beginnt.