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Mittwoch
23.03.2022

Medien / Publizistik

Die Verunsicherung durch das Coronavirus hat vielen Medienhäusern so viele Klicks beschert wie noch nie. Das war Balsam für den verletzten Stolz der vierten Gewalt, die ihre Rolle als Gate Keeper des öffentlichen Diskurses längst mit allen möglichen neuen «Medien» teilen muss.

Zu früh gefreut: Eine medienwissenschaftliche Untersuchung der Technischen Universität Dortmund kommt nun zum Schluss, dass die Glaubwürdigkeit des Journalismus während der Pandemie abgenommen hat. Und zwar massiv.

So halten 41 Prozent der Befragten die journalistische Berichterstattung heute für weniger glaubwürdig als noch vor zwei Jahren. Demgegenüber geben lediglich 8 Prozent an, die Glaubwürdigkeit habe sich erhöht.

Weitere 62 Prozent waren der Ansicht, im Journalismus werde zu sehr auf Übertreibung und Skandalisierung gesetzt. 28 Prozent stimmten der Aussage zu, der Journalismus habe den Kontakt zu Menschen wie ihnen verloren.

«Alarmierend», kommentierte Studienleiter Michael Steinbrecher, Professor am Institut für Journalistik der TU Dortmund, die Ergebnisse. «Zumal sich in der Befragung auch zeigt, dass mehr als ein Drittel der Menschen glaubt, der Journalismus sei meist abhängig vom Einfluss der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft.» 

Wenn sich diese Positionen verfestigten, könne dies auf Dauer die Akzeptanz des Journalismus in seiner demokratischen Funktion beschädigen.

Doch aller Tage Abend ist damit noch längst nicht. In seiner Bedeutung wird der Journalismus von der grossen Mehrheit nicht in Frage gestellt. Solide 87 Prozent der Befragten finden, dass der Journalismus wichtig sei fürs Räderwerk der Demokratie.