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Montag
05.11.2001

Am Montag weilte Al-Dschasira-Redaktor Mhamed Krichene auf Einladung von swissinfo in Bern. Dort erläuterte er die Grundsätze des Fernsehsenders: Arabisch, pluralistisch und ausgewogen. «Eine Meinung und eine andere», so laute das Motto des Senders, sagt Krichene. Er betont auch dessen Unabhängigkeit. Das breite Meinungsspektrum von Al-Dschasira komme beim Publikum gut an. Doch das politische Establishment im arabischen Raum verfolge kaum, wie der Sender demokratische Anliegen thematisiere, sagte Krichene. Auch seien von offizieller Seite kaum Stellungnahmen zur politischen Aktualität zu erhalten. Arabische Regimes kritisieren den Sender, weil er Oppositionellen eine Plattform bietet. Die Thematisierung verschiedenster Ansichten gehören laut Krichene aber zu den Grundsätzen von Al-Dschasira. So sei die Ausstrahlung des Videos vom mutmasslichen Terroristenführer Osama bin Laden durch Leute aus verschiedensten politischen Lagern kommentiert worden. Der Fernsehsender wurde von westlichen Politikern wegen der Ausstrahlung der Erklärungen Bin Ladens kritisiert. Die USA übten laut Krichene aber keinen wirklichen Druck aus, sondern liessen lediglich Bemerkungen fallen. Sogar kooperativ hätten sich die USA bei der Ausstrahlung von Medienkonferenzen aus Washington gezeigt. Trotz der ausgiebigen Berichterstattung aus den nicht arabischen Ländern Afghanistan und den USA, sieht sich Al-Dschasira als arabisches Fernsehen. Krichene betont, dass auch bei spezifisch arabischen Themen wie die Lage der Palästinenser und der Iraki andere Stimmen zur Sprache kommen. Al-Dschasira ist das einzige Satellitenfernsehen mit 24-Stunden-Betrieb im arabischsprachigen Raum. Der Sender wurde 1996 vom Emir von Qatar, Scheich Hamad bin Chalifa el Thani, gegründet. Mehr dazu: TV-Sender Al-Dschasira reagiert auf US-Kritik