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Dienstag
31.12.2019

Medien / Publizistik

In einem bemerkenswerten Interview mit dem «Tages-Anzeiger» vom 29. Dezember gibt sich der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei punkto Demokratisierung der Volksrepublik China zuversichtlich.

Angesprochen auf die Proteste in Hongkong weist er auf die internen Probleme der Kommunistischen Partei Chinas hin: «China wird zwar mächtiger, aber das Land ist nicht reif genug, um mit diesen Entwicklungen umzugehen. Deshalb wird es sich verändern, was dem Westen übrigens nicht gelegen kommt, im Gegenteil. Der Westen profitiert vom Regime in Peking. Die kommunistische Maschine sorgt dafür, dass man ungestört Geschäfte machen kann.»

Weiter betont Ai Weiwei seine ungebrochene Verbundenheit mit seiner Heimat China und wiederholt seine Kritik an Europa, die ihn auch in Deutschland, der ersten Station seines europäischen Asyls, sehr unbeliebt gemacht hat. Für den grossen Intellektuellen und Künstler, der mit Jacques Herzog und Pierre de Meuron am Vogelnest für die Olympischen Spiele 2008 mitgearbeitet hat, ist der Westen wie Disneyland: Völlig irreal.

Ai Weiwei lebt nach seinem Berliner Exil von 2015 bis 2019 mit seiner Familie in Cambridge, Grossbritannien. Der Künstler, dessen Vater 18 Jahre unter den chinesischen Kommunisten ins Exil verbannt wurde, setzt sich mit seinen Werken, Interviews und als politischer Aktivist für Menschenrechte, Medien- und Kunstfreiheit und die Demokratie ein.

Ohne westliche Medienöffentlichkeit würde Ai Weiwei – wie viele seiner ehemaligen Mitstreiter – in chinesischen Kerkern zugrunde gehen. «Man ist keine Sekunde glücklich, wenn man in China die Stimme erhebt.»