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Montag
22.06.2015

Medien / Publizistik

Die deutsche Bundespolizei hat am Samstag Ahmed Mansur am Berliner Flughafen Tegel verhaftet, als er nach Katar fliegen wollte. Der Al-Dschasira-Fernsehjournalist ist von einem ägyptischen Gericht in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Nach 48 Stunden konnte Mansur das Berliner Gefängnis JVA Moabit aber wieder verlassen.

Die Bundespolizei teilte mit, gegen Mansur liege ein internationaler Haftbefehl vor. Da er im Frühling 2014 angeblich an der Folter eines Anwalts in Kairo beteiligt gewesen sein soll, hatte ihn ein Strafgericht verurteilt. Laut einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» gab es in jüngster Zeit vermehrt Fälle, in denen autoritäre Regime den internationalen Haftbefehl von Interpol missbrauchten, um geflohene politische Abweichler zu fangen.

Auf der Webseite von Al-Dschasira schrieb Mansur allerdings, Interpol habe ihm bestätigt, dass es keinen internationalen Haftbefehl gegen ihn gebe. Er vermutete, dass sich Deutschland und Ägypten bilateral über seine Verhaftung geeinigt haben könnten. Ägyptens Präsident Abdelfattah Al-Sisi war vor zwei Wochen in Deutschland auf Staatsbesuch und von Bundeskanzlerin Angela Merkel empfangen worden. Interpol wiederum gab am Montag bekannt, dass an einem aus Ägypten eingereichten Haftbefehl grosse Zweifel bestünden - Mansur sei deshalb nicht in der Interpol-Datenbank geführt.

Die ägyptische Regierung betrachtet den von Katar aus betriebenen TV-Sender Al-Dschasira als Unterstützer der Musilimbrüderschaft, die in Ägypten inzwischen verboten worden ist. Der Sender gilt als scharfer Kritiker von Staatspräsiden Al-Sisi.

«Deutschland darf sich nicht zum Komplizen des ägyptischen Regimes machen. Keinesfalls darf Mansur an Ägypten ausgeliefert werden, schon gar nicht aufgrund dubioser und möglicherweise haltloser Vorwürfe. Die Bundesregierung muss erklären, wie es zu dieser zweifelhaften Entscheidung gekommen ist», liess Reporter ohne Grenzen nach Mansurs Verhaftung verlauten.