Agenturen, deren Mütter an einer US-Börse gelistet sind, dürfen ab sofort keine Umsatzzahlen mehr bekannt geben. Das bedeutet das Aus für Rankings in der heutigen Form. Die Listen der grössten Agenturen tragen elementar zur Transparenz des Marktes bei. Ausser Serviceplan und Jung von Matt sind alle Mitglieder der Top-20-Werbeunternehmen Töchter betroffener Holdings. Auch Geschäftsberichte nach den bisherigen Regeln gibt es künftig wohl nicht mehr. Dies meldet die deutsche Fachzeitschrift «Werben und Verkaufen» in Ihrer Ausgabe vom Freitag.
Grund für die neue Schweigsamkeit ist der amerikanische Sarbanes-Oxley Act. Durch das Gesetz drohen den Holding-Chefs hohe Haftstrafen, falls falsche Zahlen veröffentlicht werden. Die Chefs von Interpublic, Omnicom und WPP, Havas und Publicis haben die Konsequenz gezogen und ihrem Management die Veröffentlichung von Geschäftszahlen verboten. Die Daten europäischer Niederlassungen dürften daher, wenn überhaupt, nur nach amerikanischem Finanzrecht (US-GAAP) beglaubigt an die Öffentlichkeit gegeben werden. Zudem müssten alle kursrelevanten Informationen zeitgleich auch amerikanischen Aktionären zugänglich sein. Von beiden Anforderungen ist die hier gängige Praxis weit entfernt.
Lothar Leonhard von Ogilvy bedauert die neue Situation: «Bei aller Kritik am Ranking, es ist doch ein wichtiges kaufmännisches Instrument.» An ein schnelles Aufweichen des Dekrets glaubt kaum ein Branchenexperte: «Haftstrafen für die Holding-Chefs - da ist die Anweisung durchaus nachvollziehbar», so Leonhard. Grey-Chef Bernd Michael: «Frühestens in drei bis vier Jahren wird die Anweisung neu diskutiert werden.» Bis dahin müssen die Agenturen mit Kreativ-Awards und Öffentlichkeitsarbeit für ihre Reputation sorgen.
Donnerstag
03.04.2003