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Dienstag
15.06.2010

Der Kanton Genf muss Mittel einsetzen um herauszufinden, wer die Fotos von Hannibal Ghadaffi der «Tribune de Genève» zugespielt hat. Dies ist Teil des Aktionsplans zwischen der Schweiz und Libyen, wie Aussenministerin Micheline Calmy-Rey am Montag an einer Medienkonferenz bestätigte. «Ich habe mich nicht für den Diebstahl der Fotos entschuldigt», stellte Calmy-Rey klar. «Entschuldigt haben wir uns schon genug». Sie hielt aber auch fest, dass der «Diebstahl der Fotos» ihrer Meinung nach ein ein «illegaler Akt» gewesen sei.

Pierre Rütschi, Chefredaktor der «Tribune de Genève», wollte am Montag gegenüber dem Klein Report keine Stellung dazu nehmen. Peter Studer, Medienjurist und früherer Presseratspräsident, rechnet allerdings damit, dass die Genfer Zeitung den Namen ihrer Quelle auch bei erhöhtem Druck nicht bekanntgeben wird. Eine Zeitung, die ihre Quellen nicht schütze, werde keine brisanten Informationen mehr erhalten, begründete Studer gegenüber Newsnetz. Aber er sieht die Rolle der «Tribune de Genève» auch kritisch: An der Publikation der Polizeifotos habe es, viele Monate nach der Abreise Ghadaffis, seiner Meinung nach kein öffentliches Interesse gegeben. Ein Genfer Gericht hat im April entschieden, dass durch die Publikation die Persönlichkeitsrechte von Hannibal Ghadaffi verletzt worden seien.

Dennoch wurden im besagten Artikel auf der Online-Plattform Newsnetz am Montagvormittag der Zeitungsausschnitt des Artikels aus der «Tribune de Genève» unzensiert, das heisst mit den deutlich erkennbaren Fotos von Ghadaffi, abgebildet. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden die Fotos dann unkenntlich gemacht.

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