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Sonntag
14.07.2002

«Was hier gemacht worden ist, war nicht korrekt», nahm Bundesrat Josef Deiss in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» Stellung zur «Affäre Borer/Ringier». Er hoffe, dass die Geschichte eine heilsame Wirkung auf den Journalismus in der Schweiz habe. Gleichzeitig betonte er aber, dass Thomas Borer nicht wegen der «SonntagsBlick»-Geschichte abberufen worden sei. Der Bundesratsentscheid zur Abberufung Borers erfolgte infolge «einer Reihe von Elementen», die aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht öffentlich genannt worden seien. Als Beispiel führte der Aussenminister «die Diskussion um Frau Borer auf dem Pferd in der Botschaft» oder Borers Auftritt in «Viktors Spätprogramm» an. Auch im Fall «SonntagsBlick» habe Borer unprofessionell reagiert.

«Wir haben ihn aufgefordert, sofort zu klagen, damit das Departement und er erklären können, die Angelegenheit werde auf dem Rechtsweg ausgetragen, der Rest sei Privatsache», sagte Deiss. Borer sei dem nicht gefolgt und ohne Rücksprache und zum Teil gegen Deiss` ausdrückliche Instruktion an die Presse gelangt. Zudem sei gleichzeitig bekannt geworden, dass Borer die Verhandlungsstrategie des Bundesrats beim Luftverkehrsabkommen mit Deutschland öffentlich kritisiert habe. Das sei nicht Aufgabe eines Botschafters. «Diplomaten müssen die Politik der Landesregierung umsetzen und nicht öffentlich in Frage stellen», erklärte Deiss.