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Donnerstag
04.09.2025

Medien / Publizistik

Ein Herz und eine Seele: AfD-Vorkämpferin Alice Weidel und «Weltwoche»-Chef Roger Köppel... (Bild: KR/zVg)

Ein Herz und eine Seele: AfD-Vorkämpferin Alice Weidel und «Weltwoche»-Chef Roger Köppel... (Bild: KR/zVg)

Die «Weltwoche» inszenierte in Zürich ein Podiumsgespräch zwischen Chefredaktor Roger Köppel und der deutschen AfD-Co-Vorsitzenden Alice Weidel – und das Interesse war enorm.

Der grosse Saal im zweiten Stock des Marriott-Hotels war bis auf den letzten Platz gefüllt, etwa 700 Gäste kamen, darunter nicht wenige eigens aus Deutschland angereist.

Weil der Andrang zu gross war, musste das Gespräch zusätzlich in einen zweiten Raum per Video eingespielt werden. Schon diese Kulisse machte deutlich: Es handelte sich weniger um eine nüchterne Diskussionsveranstaltung, sondern um ein politisches Heimspiel.

Inhaltlich bot der Abend vor allem bekannte AfD-Parolen: Weidel wetterte gegen die Eurorettung, die sie als rechtswidrig und inflationsfördernd bezeichnete, warnte vor einem EU-Rahmenabkommen, das die Schweiz ihrer direkten Demokratie berauben würde («Volksrechte an der Garderobe abgeben»), und beschwor die Verteidigung von Rechtssicherheit und nationaler Souveränität.

Auch persönliche Erfahrungen liess die Politikerin einfliessen: Der Wahlkampf 2017 sei durch Drohnen über ihrem Haus in Einsiedeln, Nazi-Schmierereien und Anfeindungen gegen die Kinder ihrer Lebenspartnerin zu einem Angriff auf ihr Privatleben ausgeartet.

Mit geschickten «Steilpässen» lenkte Köppel das Gespräch auf internationale Politik. Weidel bezeichnete die Nato als Interventionsbündnis, das durch Waffenlieferungen den Ukraine-Krieg verlängere. Russland hingegen habe legitime Sicherheitsinteressen, die im Westen ignoriert würden.

Deutschland müsse die Mitgliedschaft in der Nato überdenken und sich an der Schweizer Neutralität orientieren. Die USA, so Weidels Botschaft zwischen den Zeilen, seien kein verlässlicher Partner mehr; Europa solle eigene Stärke entwickeln, China respektieren und unabhängige Sicherheitspolitik betreiben, so die AfD-Politikerin.

Auffällig war dabei die Gesprächsführung: Köppel fragte einladend, Weidel lieferte Steilvorlagen – Widerspruch oder kritisches Nachhaken suchte man vergeblich. Man konnte durchaus von einem Kurzpassspiel politisch Gleichgesinnter sprechen.

Statt journalistischer Distanz prägte freundliche Einigkeit den Abend. Auswärtige Journalistinnen und Journalisten waren kaum zugegen.

Im grösseren Rahmen berichteten nur die Titel von «CH-Media» vom Anlass.

Wohlgesinnte Beobachter bezeichneten das Ganze als «Klartext» und «überraschend offen». Tatsächlich wirkte das Gespräch für den Klein Report eher wie ein orchestrierter PR-Auftritt für die AfD, getragen von einem Publikum, das bereits überzeugt schien und verstärkt durch einen Gastgeber, der kaum hinterfragte.