Der Aerzteverlag Medinfo in Erlenbach gibt eine Handvoll hochspezialisierte Medizin-Titel heraus.
Der Klein Report hat sich mit Verlegerin und Geschäftsinhaberin Eleonore E. Droux über die Umstellung auf Homeoffice unterhalten, den Verzicht auf Kurzarbeit, die virtuelle Teilnahme an internationalen Medizinkongressen, einen Corona-Bonus und die vorübergehende Einstellung des Gesundheitsmagazins «XUND».
«Der Lockdown und das Homeoffice stellten uns als kleines KMU schon vor grössere Probleme, musste doch Nullkommaplötzlich für die meisten Mitarbeiter Homeoffice eingerichtet werden – ausser für den Chef, der aber eigentlich zur Risikogruppe gehört», erklärte Ellen Droux die Situation des Medizin-Verlages.
Das Team sei schon sehr eingeschränkt gewesen: Die Chefredaktoren in der Allgemein/Inneren Medizin, Dr. med. Hans Kapar Schulthess, und in der Onkologie, Prof. Dr. med. Thomas Cerny, wie auch Prof. Dr. Dr. h.c. Walter F. Riesen, Wissenschaftlicher Leiter, gehören alle der Gruppe über 65 Jahre an und konnten drei Monate nicht mehr ins Büro in Erlenbach kommen, wo der Fachverlag an der Seestrasse beheimatet ist.
Ein weiteres Problem war, dass Verlags-Chefredaktor Thomas Becker sein Büro nach Köln verlegen musste. «Thomas Becker konnte erst Mitte Juni, als die Einreise - ohne Quarantäne - in die Schweiz wieder gestattet wurde, vor Ort sein», so die Verlegerin. «Dennoch konnten wir auf Kurzarbeit verzichten, auch dank dem grossen Engagement seitens aller Mitarbeiter», sagt Ellen Droux. «Das habe ich im Juni auch mit einem Corona-Bonus anerkannt.»
Viele renommierte Autoren, die als Partner mit dem Aerzteverlag Medinfo verbunden seien, hätten trotz der besonderen Belastung und Vorbereitungen auf die «Corona-Welle» weiter Fortbildungsbeiträge verfasst. «Darin sind die Autoren auch kurzfristig auf die neuesten Ereignisse eingegangen», freut sich die Geschäftsführerin. Selbst aus dem «angespannten Tessin», so Droux, habe Professor Andreas Cerny dem Verlag ein Interview über die aktuellsten Erfahrungen gegeben.
Der Fachverlag produziert medizinische Fortbildungszeitschriften, wie «der informierte @rzt» / «info@herz+gefäss» / «info@onkologie» / «info@gynäkologie» und «la gazette médicale».
In der Zeit, als keine Fortbildungsveranstaltungen mehr durchgeführt werden konnten, boten die Titel eine wertvolle Möglichkeit, «zertifizierte Fortbildung zu erhalten und Credits der Fachgesellschaft SGAIM zu erwerben», wie Geschäftsinhaberin Ellen Droux ausführt. «Dass wir dadurch einen unerwartet grossen Neu-Abonnenten-Zulauf verzeichnen konnten, hat uns zusätzlich darin bestätigt, unseren grossen Aufwand für diese Continuous Medical Education (CME) fortzusetzen.»
Aber leider hätte auch ihr Verlag einige Anzeigen-Annulationen hinnehmen müssen, die aber im Verlagsjargon «zum Glück in homöopathischen Dosen ausgefallen» seien.
Einzig das Gesundheitsmagazin «XUND» habe stark gelitten, weil es in den Arztpraxen nicht mehr aufgelegt werden durfte. «Wir haben deshalb die Produktion vorübergehend gestoppt», sagt Droux dazu.
Aber die Pandemie habe auch gezeigt, dass vieles auch virtuell möglich sei, sogar grosse internationale Kongresse ohne Teilnehmer stattfanden. «Wir mussten und konnten nicht nach Chicago (ASCO) oder Frankfurt (EHA) reisen, um die neuesten Informationen zur Onkologie oder Hämatologie zu erfahren, aber unsere ASCO/EHA-Kongresszeitung ist trotzdem entstanden – mit weniger Aufwand (Kosten und Reisezeit), aber doch leider ohne persönliche Begegnungen und Eindrücke.»
Wie die Anzeigenlage weiter aussieht, lasse sich noch nicht abschätzen. «Wir fühlen uns in unserem Auftrag bestärkt, praxisnahe und wissenschaftlich abgesicherte Fortbildung zu publizieren, bleiben zum Beispiel mit dem Launch unserer Homepage und unserer neuen Medinfo-App auch weiterhin nicht stehen, und blicken dank den vielen neu gewonnenen Lesern vorsichtig positiv in die Zukunft», sagt die Verlegerin abschliessend.