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Mittwoch
22.01.2014

Marketing / PR

Der Rücktritt des ADAC-Kommunikationschefs Michael Ramstetter hat in Deutschland für enormen medialen Wirbel gesorgt. Der PR-Verantwortliche und Chefredaktor der Mitgliederzeitung «ADAC Motorwelt» fälschte bei der Leserwahl zum «Lieblingsauto» der Deutschen die absolute Zahl der abgegebenen Stimmen. Der ADAC geht davon aus, dass die Abstimmung in der Mitgliederzeitung mit einer Auflage von 13,8 Millionen Exemplaren jahrelang geschönt worden ist.

Nun sackt der deutsche Autoclub in eine tiefe Krise. Die Medien zweifeln nun auch an anderen Tests und Umfragen und stellen die Rolle des Clubs als Lobbyist der Autobranche in Frage.

Die Führung des ADAC versucht derweil Schadensbegrenzung zu betreiben. Auf einer Pressekonferenz am Montag kündigte der Verein eine «umfassende Aufklärung aller Vorkommnisse und Vorwürfe» an.

Die Verantwortung für den Fall wird ganz alleine dem zurückgetretenen Ramstetter zugeschoben: «Ich bin fassungslos über die Dreistigkeit des Fehlverhaltens einer einzelnen Führungskraft, für den selbstverständlich bis zuletzt die Unschuldsvermutung gegolten hat. Dem ADAC ist dadurch schlimmer Schaden zugefügt worden», sagte Karl Obermair, Vorsitzender der ADAC-Geschäftsführung, an der Konferenz.

Noch vergangene Woche wiegelte Obermaier Berichte der «Süddeutschen Zeitung» über die Zahlenfälschung als «Unterstellungen und Unwahrheiten» ab.

Die «Süddeutsche Zeitung» (SZ) reagierte auf den Skandal um den ADAC mit einem Porträt des zurückgetretenen Kommunikationschefs Ramstetter. «Es ist eine Position, die zwangsläufig Macht und damit auch Verantwortung mit sich bringt. Mit beidem konnte Ramstetter nur bedingt umgehen, wie aus Dokumenten und Zitaten hervorgeht, die der SZ vorliegen.»

Ramstetter sei laut Aussagen von ADAC-Angestellten gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» ein «Choleriker», dessen Verhalten ihm den Spitznamen «Rambo» eingebracht habe. Dieser Mann, der an Selbstüberschätzung leide, habe den ADAC nun in eine tiefe Krise gestürzt, die noch längst nicht ausgestanden sei, kommt die «Süddeutsche Zeitung» zum Schluss.

«Focus» stellt den deutschen Autoverein auch ausserhalb des Manipulationsskandals in Frage. Viele Mitglieder würden mit der Kündigung drohen, schreibt «Focus». Das Kerngeschäft Pannenhilfe, das viele Autofahrer zum ADAC locke, könnten diese ohnehin von ihrem Autohersteller oder Versicherer haben.

Auch die «Bild»-Zeitung berichtet natürlich umfassend über den ADAC-Skandal. Sie schreibt, dass Ramstetter für viele nur ein Bauernopfer sei, der die ganze Schuld habe auf sich nehmen müssen. Die Boulevardzeitung spricht gegenüber ADAC-Präsident Peter Meyer einen Rücktritt seinerseits an. Meyer erklärt sich daraufhin zum «Garanten für die Aufklärung in der Sache» und schliesst einen Rücktritt aus.

Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) schreibt von Wut, die sich gegen den mächtigen Interessensverband ADAC aufgestaut habe. Denn nur dadurch sei ein solcher Sturm der Entrüstung zu erklären. «Manipulation, gar Korruption werden nun auch in weit wichtigeren Erhebungen und Statistiken des ADAC vermutet», wirft die FAZ einen Blick in die für den ADAC düstere Zukunft.

Für das «Badische Tagblatt» steht die Glaubwürdigkeit dieser Tests nicht im Vordergrund. «Wichtiger als die Debatte darüber ist eine Diskussion über die öffentliche Rolle des ADAC. Der betreibt seit Jahr und Tag Lobbyismus. Wenn der Autoclub aber gegen Tempolimit und Maut und hohe Spritpreise und für immer mehr Strassen trommelt, dann tut er das wie selbstverständlich im Namen von Millionen Mitgliedern. Dabei spricht nicht nur die erbärmlich geringe Beteiligung an der Leserabstimmung dafür, dass das Gros der Mitglieder vor allem auf Pannenhilfe und vielleicht noch auf Infos und Tests aus ist - nicht aber auf plumpen Polit-Lobbyismus.»