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Donnerstag
14.09.2023

Medien / Publizistik

Die Distanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist wieder etwas grösser geworden...(Bild: zVg)

Die Distanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist wieder etwas grösser geworden...(Bild: zVg)

Die «Republik»-Abonnentinnen und -Abonnenten sind ziemlich stoische Leute. Kündigungen, Steueraffären oder Gerichtsverfahren: Kein Ereignis hat sie bisher zur Abbestellung ihres «Republik»-Abonnements geführt.

Nun scheint sich etwas zu ändern. Seit den Vorwürfen der sexuellen Belästigungen gegenüber einem prominenten «Republik»-Journalisten ist die Abozahl deutlich gesunken.

Seit der Bekanntgabe der Affäre vor zwei Wochen haben knapp 140 Personen ihre Abos nicht mehr weiter verlängert, wie eine Recherche des Klein Reports zeigt. Und es werden täglich mehr.

Die Zahl ist umso deutlicher, da in den Sommermonaten traditionellerweise weniger Abos auslaufen als im Winter. Auch in den Kommentarspalten zeigt sich der Unmut vieler «Republik»-Abonnenten. Von Enttäuschung und Frust ist da zu lesen. Ausgerechnet in der «Republik» herrsche ein toxisches Arbeitsklima, so ein Vorwurf.

Co-Geschäftsleiterin Katharina Hemmer zeigt sich von den Zahlen nicht alarmiert: «Unsere Verlegerinnen und Verleger sind weiterhin sehr loyal, und unsere Retention Rate liegt weiterhin bei über 75 Prozent im Jahresdurchschnitt.» Die Aboverluste seien nicht überdurchschnittlich hoch.

Und nur eine einzige Person habe darum gebeten, ihre kürzlich verlängerte Mitgliedschaft rückwirkend zu kündigen. Ob dem stattgegeben wurde, teilte die «Republik» nicht mit.

Sorgen könnte der «Republik» nicht nur der seit fünf Monaten anhaltende Rückgang der Abozahlen bereiten. Ein anderer Richtwert sind die Lesezeichen. Dank diesen digitalen Buchzeichen kann man die spannende Lektüre unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Die «Republik» erfasst monatlich die Anzahl der verwendeten Lesezeichen.

Geht es nach dieser Zahl, hat die «Republik» deutlich an Attraktivität verloren. In den letzten drei Jahren wurden die Erinnerungshelfer noch nie so selten benutzt wie in den vergangenen Monaten.

Es scheint, als würde das Magazin kontroverse und spannende Themen scheuen. Zu sehr ist man mit sich selbst beschäftigt.