Der Migros-Konzern geht zurück zur Dachmarke und die soll in Zukunft nur noch «Migros» heissen.
«Aktuell gibt es über 150 Eigenmarken, von denen viele nicht so bekannt sind. Unser Ziel ist es, bis 2030 die Anzahl Eigenmarken auf rund 100 zu reduzieren.» Das bestätigte die Detailhändlerin der «NZZ am Sonntag», die berichtet, dass «vor kurzem darüber führende Mitarbeiter informiert» worden seien.
Im Artikel «Massaker im Markenzoo» beschreibt Moritz Kaufmann, was nach der Streichung jeder dritten Eigenmarke noch übrig bleibe.
Am Auftritt von Chocolat Frey, Farmer oder Blévita ändere sich vorerst nichts. «Auch die Seehund-Glace, der Ice Tea oder der M-Budget-Energydrink bleiben unangetastet», heisst es über den Lebensmittelbereich.
Weiter führt der Detailhandelskonzern Café Royal, Delizio, Cremesso oder Créa d'Or unter der Marke Delica AG, die zur Migros Industrie gehört. Der Markengarten ist immens, um hier nur ein Beispiel rauszupicken.
Dieser epochale Marketingschritt wird im Artikel schön sorgfältig dosiert aufgedröselt. Denn viele Details dieser Markenbereinigung seien noch nicht geklärt. «Die Ausweitung der Marke Migros erfolgt Schritt für Schritt und über einen längeren Zeitraum. Zu einzelnen Linien oder Zeitplänen möchten wir derzeit noch keine Details kommentieren», wird der orange Riese zitiert, der seit Jahren in einer komfortablen Duopol-Stellung mit dem Coop-Konzern steht.
Seit dem Markteintritt von Aldi und Lidl in der Schweiz herrscht für die beiden Grossanbieter nun «Zug im Kamin», wie der ehemalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück 2014 zu den damaligen Steuervermeidungen von Konzernen frohlockte, den sogenannten «Luxembourg Leaks».
Mit dem deutschen Beiersdorf-Konzern ist die Migros erst vor Kurzem in den grossen Markenstreit vor der Wettbewerbskommission (Weko) eingetreten, wie der Klein Report ausführlich berichtet hat. Der deutsche Konsumgüterkonzern verweigert dem orangen Riesen die gleichen Preise seiner bekannten Dachmarke Nivea wie im Ausland. Die Marke Nivea wurde 1905 erstmals registriert. Der Migros-Konzern bezieht Dutzende Nivea-Produkte bei Beiersdorf und verkauft sie in seinen Läden sowie online. Die Wettbewerbshüter untersuchen nun, «ob Beiersdorf gegenüber der Migros relativ marktmächtig ist».
Seit ihrer Gründung setzt die Migros auf Eigenmarken. «Selbstverständlich bleiben sorgfältig ausgewählte Fremdmarken Teil unseres Sortiments», wird dazu ein Satz im Artikel zitiert, der aber nur Coca-Cola, Kellogg’s und Lindt auflistet.
Viele der Migros-Eigenmarken haben aber keine sonderlich gute Performance erzielt und wurden von der Kundschaft oft gar nicht als solche erkannt.
Diese werden in Zukunft nur noch mit der Dachmarke «Migros» gekennzeichnet. Das spart viel Geld bei der Werbung und man käme auch «mit standardisierter Verpackung aus», schreibt die «NZZ am Sonntag». Dank der Kosteneinsparungen könne die Migros die Produkte im Preiskampf mit Lidl und Aldi billiger anbieten.
Migros-Chef Mario Irminger, der vor seinem Antritt im Mai 2023 als Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes, CEO des Discounters Denner war, dürfte es schwer haben. Die Genossenschafts- und die Discounter-Kultur stehen sich auf mancher Ebene diametral entgegen.