Das Parlament hat 40 Millionen Schweizer Franken für die darbende Tourismusbranche bewilligt. Schweiz Tourismus (ST) steigt mit einer ihrer grössten Werbeoffensiven in die «weltweite Tourismusmarketing-Schlacht».
«Wir erwarten Umsatzeinbussen von bis zu 35 Prozent für das laufende Jahr», sagte ST-Direktor Martin Nydegger gleich zu Beginn der virtuellen Medienkonferenz am Freitagmorgen. Für die Monate März bis Juni werde sich der Umsatzverlust im Tourismus auf 8,7 Milliarden Franken aufsummieren. «Wir befürchten für die Leistungsträger eine Konkurswahrscheinlichkeit von 20 bis 25 Prozent.»
Auch die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich hatte vor Kurzem eine Prognose gewagt: Sie rechnet in den Städten in diesem Sommer mit 50 Prozent weniger Übernachtungen, in den Bergen sollen es 20 bis 30 Prozent weniger sein. Und dies, nachdem im Rekordjahr 2019 so viele Hotelübernachtungen gebucht worden waren wie nie zuvor.
Um Gegensteuer zu geben und den Tourismus in der Schweiz wieder anzukurbeln, hat das Parlament Anfang Mai 40 Millionen Franken bewilligt. Die Hälfte davon würde zur Entlastung der Branche eingesetzt, sagte Nydegger weiter. «Unsere touristischen Partner erhalten ‚Marketing-Guthaben‘ bei uns. Mit diesem Geld sollen die Marketingbeiträge der gebeutelten Branche an ST zumindest teilweise gedeckt werden.»
Die anderen 20 Millionen fliessen direkt an die Branchenorganisation für eine Kampagne zur Nachfrageförderung. 38 Prozent davon sollen in den Schweizer Markt investiert werden. «Die Schweizerinnen und Schweizer sollen in diesem Jahr die Schweiz und auch deren wenig bekannte Ecken entdecken», so der ST-Direktor.
Weitere 34 Prozent sind für die Bearbeitung der europäischen Nahmärkte vorgesehen und 20 Prozent fliessen ins Marketing in Übersee.
«Bei den Fernmärkten geht es jedoch noch einige Zeit, bis die Grenzen überall offen und die Menschen den Kopf wieder für Ferien in der Ferne frei haben. Hier liegt der Fokus frühestens auf dem Herbst und Winter, teilweise sogar erst auf dem Sommer 2021.» Und 8 Prozent der 20 Millionen sind für «globale Spezialprojekte» reserviert.
Es handle sich um «eine der grössten globalen Werbeoffensiven, die ST in den letzten Jahren lanciert hat». Allerdings warnte Martin Nydegger vor übertriebenen Erwartungen: «Wir sind nicht alleine. Weltweit folgt nun ein Sturm an Tourismuswerbung für alle möglichen Reisedestinationen. Unsere Konkurrenz hat zudem um einiges grössere Budgets als wir.»
Der Ständerat wollte dem Tourismus ursprünglich mit 67 Millionen Franken unter die Arme greifen. Der Nationalrat bewilligte aber schliesslich nur 40 Millionen – und knüpfte sie an die Bedingung, dass mit dem Geld nur nachhaltige Tourismusangebote gefördert werden dürfen.