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Montag
22.03.2021

Digital

Modern Times: Dieses herzige Kätzchen ist für 600'000 Dollar zu einem originalen Kunstwerk erklärt worden...

Modern Times: Dieses herzige Kätzchen ist für 600'000 Dollar zu einem originalen Kunstwerk erklärt worden...

Da könnte sogar Mona Lisa das Lächeln einfrieren. Letzte Woche ist im Auktionshaus Christie’s in New York ein Gemälde für 69 Millionen Dollar versteigert worden.

Es war aber kein Werk von Leonardo da Vinci und auch keines von Pablo Picasso. Mike Winkelmann heisst der 40-jährige Graphikdesigner und Informatiker. In der Kunstwelt nennt er sich Beeple. Sein Werk ist eine Collage mit dem Namen «Everydays: The First 5000 Days». Es ist ein Album von 5000 Bildchen, die Beeple täglich hochgeladen hat.

Das Revolutionäre daran: Das Kunstwerk existiert gar nicht physisch, sondern rein digital. Der neue Eigentümer hat also lediglich eine Datei erworben. Immerhin: Die Datei bringt 319 Megabytes auf den Bildschirm. Als JPEG-Datei sind es 21'069 mal 21'069 Pixel.

Abgesichert ist die Echtheit des 69 Millionen teuren Kunstwerks durch eine Blockchaine. «So können sich zwar alle das gleiche Bild runterladen und anschauen. Aber das Original hat nur einer oder eine», erklärt Patrick Hansen, Blockchaine-Experte vom Digitalverband Bitcom, in einem Interview auf dem Onlineportal der Zeitung «Die Welt».

Für die eher printaffinen Kunstsammler: Das ist so, wie wenn man ein Poster der Suppenbüchse von Andy Warhol kauft. Es schaut zwar aus wie echt, ist aber leider kein Original. Mit den Millionen für die Pixel kauft man sich also nur das Recht, in seinen Kreisen angeben zu können.

Gemäss Christie’s waren bei der rekordverdächtigen Versteigerung mehr als die Hälfte der 33 Bieter in den Jahren 1981 bis 1996 geboren.

Ansonsten sei der Markt für Online-Kunst am Boomen. Auch für ein Katzen-Meme, das ist ein Katzenbild mit einer kurzen prägnanten Aussage, die sich über das Internet verbreitet, ist kürzlich 600'000 Dollar bezahlt worden.

Der allererste Tweet der Geschichte hat für 2,5 Millionen Dollar das Handy gewechselt. «Jack just setting up my twttr» hat ein gewisser Jack am 21. März 2006 gepostet. Und auch hier kann die Blockchain die Echtheit beweisen.

Der Klein Report fragt sich: Wieviele Kinder könnten wenigstens ein Poster von Warhol sehen, wenn all dieses Geld für eine Operation eingesetzt würde, wo ein Hilfsprojekt «Augenlicht schenken» für 30 Euro verspricht, mit einer Graue-Star-Operation in Afrika vor lebenslanger Blindheit bewahren zu können.