Das Gedränge war gross. Ein Pulk von Fotografen und Kameraleuten belagerte regelrecht Bundespräsidentin Doris Leuthard in der Reithalle zu Solothurn - vor der Eröffnung gegen 17.30 Uhr am Donnerstag. Dann betrat Christine Beerli, Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft Solothurner Filmtage, die Bühne. Die Filmtage haben sich über eine Woche ausgebreitet (bis 28. Januar) und so wünschte die Präsidentin unter anderem ein «gemütliches Wochenende in Solothurner Kinos».
Direktor Ivo Kummer machte in seiner bekannt launigen Begrüssung kein Hehl über das Befinden des Schweizer Films, nach dem man ihm wieder frage. Er sei kein Sprecher eines Krankenhauses und sprach den Filmschaffenden gleichwohl ins Gewissen: «Dem Schweizer Film fehlen oft Mut und Lebenslust. Es gibt zu viele gefällige Filme.» Es ist kein Geheimnis, dass Kummer kein Freund der Förderungspolitik Nicolas Bideaus, des Filmsektionschefs, ist. Die Bilanz bei Spielfilmen sei ernüchternd, meint Kummer kummervoll. Der Dokumentarfilm sei jedoch nach wie vor poetisch, politisch und global. Nun, 50 Jahre nach der Nouvelle Vague wäre bei den Schweizer Filmschaffenden wieder eine kleine Revolution angezeigt, zeichnete Klein-Report-Experte Rolf Breiner auf.
Bundesrätin Doris Leuthard sprach den Bildern das Wort und unterstrich, dass es wichtig sei, die Vielfalt des Filmschaffens zu ermöglichen, zuzulassen, nicht zu behindern und den kreativen Freiraum nicht einzuengen. «Film ist Teil der Kultur», manifestierte die Bundesrätin. Dafür hat sich auch das Parlament im vergangenen Dezember starkgemacht und das Budget 2010 für den Film um 1,7 Millionen Franken auf 46,9 Millionen Franken aufgestockt. Doris Leuthard stiess ins selbe Horn wie Kummer, ermutigte die Filmschaffenden und gab ihnen den schönen Spruch mit auf den Weg: «Kunst allein ist brotlos, Kommerz allein trostlos.»
Ach, eine Filmpremiere gab es auch noch in der Reithalle: Christof Schertenleibs «Zwerge sprengen», eine ironisch-komische Familienbeziehungskiste im Bernbiet. Dabei geht es um zwei Brüder aus einem Pfarrhaus, Geld, Spekulationen und Gartenzwerge. Autor und Regisseur Schertenleib war glücklich. Auf die Frage des Klein Reports, wie er es denn mit Gartenzwergen hätte und ob er selbst welche besitze, antwortete der Filmer, er hätte kein spezielles Verhältnis.
Ein Klein-Report-Interview musste er indes bedauernd verweigern, denn sein Filmverleiher hätte solches Ansinnen verboten. Filmcoopi-Chef Felix Hächler bestätigte den Maulkorb: «Wir wollen nicht, dass jetzt Interviews mit dem Filmer erscheinen und beim Filmstart am 25. März dann nichts mehr nachkommt.» Solche taktischen Verbote sind alles andere als pressefreundlich. Kein Scherz, sondern reiner Kommerz.
Freitag
22.01.2010



