Eine traurige Jahresbilanz: Weltweit sind zurzeit mindestens 348 Medienschaffende in Haft, und 52 wurden entführt. Die «Hexenjagd gegen Journalisten» seit dem gescheiterten Putsch in der Türkei hat die Zahl der Inhaftierten «deutlich in die Höhe getrieben», wie in der am Dienstag veröffentlichten Jahresbilanz von Reporter ohne Grenzen (ROG) steht.
Die Zahl jener, die wegen ihrer Arbeit hinter Gittern sitzen, ist gegenüber 2015 um rund sechs Prozent angestiegen. 146 der 348 Inhaftierten sind Blogger und «Bürgerjournalisten». Alle 52 Medienschaffenden, die als entführt gemeldet sind, entfallen auf den Irak, Jemen und auf Syrien. 21 davon sind in der Gewalt des «Islamischen Staats».
Die hohe Zahl entführter Journalisten in diesen Krisenregionen «zeigt einmal mehr, dass die unabhängige Berichterstattung stets zu den ersten Opfern eines Krieges gehört», so die deutlichen Worte in dem Bericht. Fast alle Entführten stammen aus diesen Ländern selbst. Darunter seien viele freie Journalisten, die gegen geringe Bezahlung grosse Risiken auf sich nähmen.
Die traurige Rangliste führen die Türkei und China an. In dem EU-Beitrittskandidat unter Präsident Recep Tayyip Erdogan sitzen derzeit «weit über 100 Journalisten» in Haft, wobei bei 41 von ihnen «nach sorgfältiger Prüfung durch ROG ein Zusammenhang der Haft mit ihrer journalistischen Tätigkeit eindeutig ist». China kommt auf mindestens 103 inhaftierte Journalisten und, nicht zu unterschätzen, 81 inhaftierte Blogger.
Um die Verantwortlichen für solche Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen und «den verheerenden Kreislauf der Straflosigkeit zu durchbrechen», verlangt die engagierte Journalistenorganisation von der UNO einen Sonderbeauftragten für den Schutz von Journalisten. An Willensbekundungen und Resolutionen mangle es kaum, «sie hatten aber bislang kaum konkrete Auswirkungen auf die Lage der Betroffenen».