Am 12. März vor 29 Jahren wurde das World Wide Web gegründet. Initiant und Web-Erfinder ist der britische Physiker und Informatiker, Sir Tim Berners-Lee, der damals beim europäischen Kernforschungszentrum Cern arbeitete. Auf der Plattform der Web-Foundation wird der Geburtstag entsprechend gefeiert, aber dies mit einem sehr kritischen Unterton.
Berners-Lee war Professor am MIT und wirkt seit 2016 an der University of Oxford. Er veröffentlicht zum Jahrestag eine kritische Stellungnahme. Es bereite ihm grosse Sorgen, dass sich im Internet «Fehlinformationen und fragwürdige politische Werbung» häuften; auch dass die «Kontrolle über die eigenen persönlichen Daten» verloren gegangen sein.
«Ich habe die Web-Foundation gegründet, um für die Zukunft des Webs zu kämpfen», so der Professor. Er beklagt, dass nicht alle Zugang zum Netz haben und dass dieses nun zu einem «kommerziellen Oligopol» ausgebaut würde.
Die UNO hat bereits den Zugang zum Internet zu einem Menschenrecht erklärt, das mit sauberem Wasser, Elektrizität, Obdach und Nahrung vergleichbar ist. «Aber bis wir den Internetzugang für alle erschwinglich machen, wird Milliarden weiterhin dieses Grundrecht verweigert.»
Das Web, mit dem viele vor Jahren verbunden waren, sei nicht mehr dasjenige, was heutige Benutzer vorfinden. «Was einst eine reiche Auswahl an Blogs und Websites war, wurde unter dem mächtigen Gewicht einiger weniger dominanter Plattformen komprimiert. Diese Konzentration von Macht schafft eine neue Gruppe von Gatekeepern, die es einer Handvoll Plattformen (vermutlich Google, Facebook, Amazon usw.) ermöglichten, alles zu kontrollieren, welche Ideen und Meinungen verbreitet werden.
«Die Macht einiger wenigen Unternehmen macht es möglich, das Internet massstabsgetreu zu manipulieren. In den letzten Jahren haben wir den Trend zu Verschwörungstheorien auf Social-Media-Plattformen erleben können; gefälschte Twitter- und Facebook-Accounts schüren soziale Spannungen, externe Akteure mischen sich in Wahlen ein und Kriminelle stehlen ihre persönlichen Daten», bedauert der WWW-Gründer in seinem Jubiläumskommentar.