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Dienstag
26.11.2013

TV / Radio

Europäische Fernsehkanäle senden am 12. April 2014 von morgens 6 Uhr bis 6 Uhr des Folgetags aus der multikulturellen Stadt Jerusalem. Die Produktion war ziemlich schwierig, wie Produzent Thomas Kufus in Köln erzählte. Für den Klein Report berichtet Roger Blum.

Am Samstag, 12. April 2014 werden Fernsehsender in Deutschland, Frankreich, Finnland, Norwegen und weiteren Ländern einen 24 Stunden dauernden Dokumentarfilm über Jerusalem ausstrahlen. Man wird beispielsweise arabische Schülerinnen und Schüler sehen, die am Morgen im Schulhof mit Inbrunst die palästinensische Hymne singen.

Man wird die neun Kinder einer jüdischen Familie beim Aufstehen und Zähneputzen beobachten. Man wird einen osteuropäischen Christen erleben, der vom Jerusalem-Syndrom erfasst worden ist und ganz karg lebt; bloss ein paar Heiligenbilder bilden sein Vermögen.

Unter den Sendern befinden sich Arte und der Bayerische Rundfunk. 60 Fernsehteams waren beteiligt: 20 europäische, 20 israelische und 20 palästinensische Teams haben 100 Protagonisten in der Stadt begleitet, über die sie Geschichten erzählen, die sich teilweise über wenige Stunden, teilweise über den ganzen Tag hinziehen.

Wie Produzent Thomas Kufus im Rahmen einer Fachtagung in Köln erzählte, war die Produktion ziemlich kompliziert und schwierig. Das wunderte ihn im Prinzip nicht, weil ihm ja klar war, dass die Struktur der Stadt kompliziert ist. Der Status der als Hauptstadt Israels agierenden Stadt ist international umstritten, zwei Drittel der Stadtbevölkerung sind Israeli, ein Drittel Palästinenser, zwei Prozent Christen. Die Altstadt ist in ein jüdisches, ein christliches, ein muslimisches und ein armenisches Viertel aufgeteilt.

Ursprünglich war eine Ko-Produktion mit israelischen und palästinensischen Produzenten geplant. Das Ausmass der Probleme brachte das Team jedoch an die Belastungsgrenzen. Kurz vor dem Drehtag im Frühling 2013 rief eine palästinensische Kampforganisation zum Boykott des Projekts auf. Die Begründung war, dass es nicht angehen könne, dass Palästinenser und Israelis Seite an Seite filmen.

Der Druck auf die palästinensischen Mitwirkenden war so gross, dass das Unternehmen abgeblasen werden musste. Die Folge war, dass die Produktion ohne finanzielle Partner aus der Region weiterverfolgt und die Teams strikte getrennt werden mussten. Auch vor dem zweiten geplanten Drehtag ging eine Boykottdrohung ein, die bewirkte, dass die palästinensischen Teams gewisse Aufnahmen erst ein paar Tage später realisierten.

Die Aufnahmeteams arbeiteten alle unentgeltlich. Das Projekt kostet insgesamt 2,5 Millionen Euro. Jetzt sind Cutter daran, die mehrere Hundert Stunden Filmmaterial zu schneiden. Aus dem 24-Stunden-Tag wird auch eine knapp zweistündige Zusammenfassung geschnitten, die später gesendet wird. Thomas Kufus versprach, «24h Jerusalem» vermittle neuartige, spannende, überraschende, unerwartete Einblicke in das Leben der Heiligen Stadt im Nahen Osten.