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Donnerstag
10.10.2024

Medien / Publizistik

Art Furrer, Hotelier-Legende und Skipionier auf der Riederalp, rechnet ebenfalls mit steigenden Preisen... (Bild © ArtFurrerHotels)

Art Furrer, Hotelier-Legende und Skipionier auf der Riederalp, rechnet ebenfalls mit steigenden Preisen... (Bild © ArtFurrerHotels)

Der Bündner Wintersport-Stratege Reto Gurtner rechnet damit, dass Skitageskarten in der Schweiz in zehn Jahren 200 bis 300 Franken kosten werden. Sein Walliser Kollege Art Furrer gibt ihm Recht.

Er ist quasi das urhelvetische Kulturgut und Identifikationsobjekt, Transportmittel von nationalem Zusammengehörigkeitsgefühl und dosiertem Chauvinismus: Der Skisport. 

An der Spitze hat die Weltcup-Nationenwertung (und der Vergleich mit Österreich) ähnliche grosse Bedeutung wie die Höhe der Kohäsionszahlungen an die EU. Und an der Basis gehört es zur nationalen Pflicht, dass wir unsere Kinder einmal pro Jahr an ein Skilager anmelden oder zumindest in den Sportferien in den Pulverschnee lenken. Dass wichtige Skirennen praktisch die einzigen Gelegenheiten sind, bei denen die Eltern ihre Kinder vor dem Fernseher zu Mittag essen lassen, sagt alles.

Doch nun könnte der Schneespass bald unerschwinglich teuer werden. Damit rechnet zumindest Reto Gurtner, der findige und mächtige Patron in der Weissen Arena in Laax und Flims. Gurtner beziffert den Preis für eine Tageskarte in zehn Jahren auf «200 bis 300 Franken». Zum Vergleich: In der Saison 2022/23 bezahlten Skifahrer und Snowboarder für einen Tagespass in der Schweiz durchschnittlich 70.24 Franken.

Zentraler Grund für die prognostizierte Preisexplosion ist der Klimawandel – und die damit verbundene verschärfte Konkurrenzsituation. Skigebiete auf einer Höhe unterhalb von 1500 Metern über Meer dürften es je länger je schwerer haben – und irgendwann die Lifte und Bahnen stilllegen müssen. 

Wo es Verlierer gibt, sind aber auch Sieger. Und die befinden sich in den höher gelegenen Skigebieten. Der Walliser Art Furrer, Hotelier-Legende, Bergführer und Erfinder der Skiakrobatik, ist in der Aletsch Arena, wo die  meisten Pisten über 1900 Meter (und wesentlich höher) liegen, auf der sicheren Seite. Gegenüber dem Klein Report sagt er: «Die höher gelegenen Skigebiete profitieren von steigenden Temperaturen. Bei ihnen ist die Schneesicherheit viel grösser. Deshalb besitzen sie einen Wettbewerbsvorsprung.» 

Furrer bezeichnet Gurtners Kalkulation als «realistisch» – auch aufgrund der historischen Entwicklung: «Als ich in meiner Jugend nach New York ging, kostete ein Steak acht Dollar, heute sind es vermutlich 40 Dollar – oder mehr.» In den kommenden zehn Jahren werden auch die Löhne und die Kosten steigen, so Furrer. Dazu komme die Inflation. Und es werde sich ein zahlungskräftiges Publikum finden, das bereit ist, diesen finanziellen Aufwand zu leisten. Furrer: «Skifahren war schon immer Luxus – und so wird es bleiben.»

Ob die Prognosen eintreten, bleibt abzuwarten. So oder so: Am Ende bestimmt der Konsument. Und wenn sich nur noch eine ausgesuchte Elite den Skisport leisten kann, gibt es auch eine viel kleinere Kundschaft, die 300 Franken für eine Tageskarte bezahlt.