In der Schweiz gehört «1984» von George Orwell zur Pflichtlektüre an jeder Mittelschule. In Belarus ist jetzt die Dystophie, also die in eine erschreckende Zukunft blickende Geschichte rund um einen Überwachungsstaat, von Alexander Lukaschenko verboten worden. Seit Donnerstag darf der Roman nicht mehr verkauft werden.
Der Verleger Andrej Januschkiewitsch, der den Titel 2020 neu auf Belarussisch aufgelegt hatte, wurde schon am Montag verhaftet. Seine Ausgabe ist inzwischen zum Bestseller geworden. Kein Wunder: Die fiktive Handlung dreht sich um ein Mitglied der diktatorisch herrschenden Staatspartei. Dieses will der allgegenwärtigen Überwachung zum Trotz seine Privatsphäre sichern und etwas über die real geschehene Vergangenheit erfahren.
Laut der Zeitung «Kyiv Post» war die Wohnung des Verlegers durchsucht worden, 200 Exemplare des Buches sollen dabei von Vertretern der Staatssicherheit konfisziert worden sein. Aktuell werden weitere Verlage nach «subversiven» Werken durchkämmt.
Der Roman «1984» vom Autor der «Animal Farm» ist 1949 erschienen und seither in unzählige Sprachen übersetzt worden. Er wurde mindestens vier Mal verfilmt und von «Le Monde» in die Liste der 100 Bücher des Jahrhunderts aufgenommen.
Allerdings war «1984» auch schon in der DDR verboten. Das Lesen wurde mit Zuchthaus bestraft. Solche Zustände sind nun auch 2022 wieder aktuell.