Seit dem 15. März 1999 sass Muhammad Bekschanow in Usbekistan hinter Gittern, nun ist er, schwer erkrankt, wieder auf freiem Fuss. Die 18 Jahre Haft machen ihn zu einem der am längsten für ihre Arbeit inhaftierten Journalisten weltweit.
Bekschanows Lebensgeschichte ist dramatisch. In den ersten Jahren der Unabhängigkeit Usbekistans Anfang der 1990er Jahre machte er sich als Chefredaktor der Oppositionszeitung «Erk» einen Namen. Die Zeitung schrieb über Tabuthemen wie Umweltprobleme oder Zwangsarbeit auf den Baumwollfeldern.
Nachdem die Zeitung 1994 verboten wurde, musste er ins Ausland fliehen. Nach einer Serie von Bombenanschlägen in der Hauptstadt Taschkent 1999 machte die Regierung pro-demokratische Kräfte einschliesslich «Erk» für die Gewalttaten verantwortlich und zerschlug die Opposition. Bekschanow wurde in der Ukraine verhaftet und ausgeliefert, musste unter Folter ein «Geständnis» unterschreiben und wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, wie aus der von Reporter ohne Grenzen (ROG) zusammengestellten Dokumentation von Bekschanows Leidensweg hervorgeht.
Kurz vor dem Ende seiner zwischenzeitlich etwas reduzierten Haftzeit erhielt der Journalist Anfang 2012 eine neue Strafe von vier Jahren und acht Monaten wegen angeblichen Ungehorsams gegen das Gefängnispersonal. Von einer Amnestie für über 60-jährige Häftlinge im vergangen Oktober blieb er ausgeschlossen.
Verwandte und Kollegen berichten nach ihren seltenen Besuchsgelegenheiten, Bekschanow sei bei sehr schlechter Gesundheit. Infolge wiederholter Folter ist er mittlerweile weitgehend taub und hat viele Zähne verloren. Zudem erkrankte er im Gefängnis an Tuberkulose, die lange Zeit unbehandelt blieb.
Die Freilassung Bekschanows sei «ein ermutigendes Zeichen, dass anhaltender Druck auf autoritäre Regime früher oder später Wirkung zeigt», kommentierte ROG am Mittwoch die Freilassung. 2013 hatte die Organisation ihn zum «Journalisten des Jahres» gekürt.
Neben Bekschanow sitzen in Usbekistan zurzeit mindestens weitere neun Journalisten wegen ihrer Arbeit in Haft. «Jetzt muss Usbekistan endlich auch alle anderen inhaftierten Journalisten freilassen.»