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Donnerstag
29.04.2010

Volles Haus am Mittwochabend im Zürcher Kino Le Paris. Der Besucherandrang war weniger durch den italienischen Filmstar Claudia Cardinale ausgelöst worden - CC war gar nicht persönlich da -, sondern durch die Tatsache, dass mit dem Spielfilm «Le fil» das 13. Pink Apple, das schwullesbische Filmfestival, eröffnet wurde.

Claudia Cardinale, unvergesslich als resolute Witwe in Sergio Leones «Once Upon a Time», damals im Alter von 30 Jahren, heute 72-jährig, spielte eine Mutter, die ihren erwachsenen Sohn Malik an sich binden will. Doch der Heimkehrer (38) hat anderes im Sinn und sich in den Hausangestellten Bilal verliebt. Der tunesische Film «Le fil» hielt, was der Titel «Die Leine» versprach: schön gefilmt mit schönen Menschen, aber eben langfädig. Das störte die Insider am Premierenabend nicht. Die Vorstellung war innerhalb von drei Stunden ausverkauft.

Im vergangenen Jahr hatte die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch das Pink-Apple-Filmfestival eröffnet, diesmal überbrachte André Odermatt, der sein Amt als Vorsteher des Zürcher Hochbaudepartments am 17. Mai antritt, die Grüsse des Stadtrats. Der bekennende Schwule plädierte für Akzeptanz statt Ignoranz, forderte dazu auf, nicht zu schweigen und still zu sein, sondern die schwullesbischen Verhältnisse zu thematisieren. Dazu böte das Pink-Apple-Filmfestival beste Gelegenheit: «Es ist die Steckdose für schwullesbische Identität, an der man sich aufladen kann.»

Bis zum 6. Mai werden in 80 Vorstellungen 90 Filme aus 30 Ländern gezeigt, darunter viele Dokumentarfilme auch aus Ländern, in denen Homosexualität verboten ist, verfemt und verfolgt wird - wie beispielsweise in Tunesien. Schauspieler und Filmemacherinnen sind angesagt, die Kubanerin Anna la Chocha beispielsweise kommt zu einem Ateliergespräch (Sonntag, 2. Mai). Es gibt einen Kurzfilmwettbewerb, einen Pink Apple Award, dotiert mit 2000 Franken, und einen Publikumspreis.

Nach dem Austragungsort Zürich wandert das Festival, in stark reduzierter Form, nach Frauenfeld, dem Ursprungsort des schwullesbischen Filmevents (6. bis 9. Mai). Auch 2010 dürften über 5000 Filmfreaks in die Zürcher Kinosäle (Movie 1 und 2) strömen. In Frauenfeld erwartet man über 2000 Besucherinnen und Besucher.