Im Juli 2014 lanciert, gibt es die vierwöchentlich erscheinende Fernsehprogrammzeitschrift «TV Land & Lüt» auch zehn Jahre später noch.
Der Klein Report hat bei Gion Ralph Stecher, Chefredaktor der Programm-Medien von Ringier Medien Schweiz, nachgefragt, warum «TV Land & Lüt» im Gegensatz zu einer auf Streaming-Dienste ausgerichteten Programmzeitschrift am Markt überlebt hat und wieso zum zehnjährigen Bestehen die Leserschaft ausgerechnet zu einem Buurezmorge eingeladen wird.
Hätten Sie im Juli 2014 bei der Lancierung von «TV Land & Lüt» damit gerechnet, dass es die Zeitschrift zehn Jahre später noch gibt?
Gion Ralph Stecher: «Ja und nein. Ja, weil wir von Anfang an vom Konzept überzeugt waren, eine monatliche TV-Zeitschrift zu lancieren, die das Wohlfühl-Fernsehen in den Mittelpunkt stellt. Nein, weil eine Printlancierung logischerweise nie eine einfache Sache ist. Der Aufbau einer neuen Marke und Abos in Anbetracht knapper Marketingbudgets war eine grosse Herausforderung.»
Mit welchen Zielen wurde die Zeitschrift 2014 lanciert?
Stecher: «Dem Anspruch, neben einem Vollprogramm die schönen Seiten des Fernsehens zu priorisieren, sprich die besten Natursendungen und Formate aus dem Romantik-Bereich von Pilcher über den ‚Bergdoktor‘ bis hin zu Schlager. Mit vielen Geschichten rund um ihre Stars, eben Wohlfühl-TV.»
Was gelang, was (noch) nicht?
Gion Ralph Stecher: «Gelungen ist der Mix an Geschichten, die ans Herz gehen. Vor allem die Tiergeschichten mit Jöh-Effekt. Auch die Tatsache, dass wir mittlerweile eine treue Leserschaft haben. Schwierig sind die Programmänderungen. Gerade bei einem Vier-Wochen-Heft gibt es darum auch falsche Angaben, die uns alle ärgern.»
Liest all das eher die Landbevölkerung oder eher die Städter, die sich nach der Ruhe auf dem Land sehnen?
Stecher: «Es gibt hier keine grossen Unterschiede. Menschen, die gerne Fernsehen abseits von Crime & Co. schauen wollen, wohnen überall im Land. Mit einem kleinen Übergewicht in der sogenannten Agglomeration.»
Während es in der Westschweiz seit der Integration von «TV8» in die Wochenzeitschrift «L'Illustré» nur noch eine halbe TV-Zeitschrift gibt, gibt es alleine bei Ringier Medien Schweiz für die Deutschschweiz mit «Tele», «TV-Star», «TVvier» und «TV Land & Lüt» vier TV-Zeitschriften. Wie erklären Sie sich diesen Unterschied zwischen den beiden Landesteilen?
Gion Ralph Stecher: «Erstens ist die Westschweiz ein kleinerer Markt, und zweitens gibt es im französischen Sprachraum nur wöchentliche und zweiwöchentliche TV-Zeitschriften. Grund: Die französischsprachigen Sender haben einen kürzeren Vorlauf in Punkto Programmplanung. In der Deutschschweiz gibt es auch vierwöchentliche Produkte wie ‚TV 4‘ und ‚TV Land & Lüt‘. Auch dank der Zuverlässigkeit der deutschen Sender und des deutschen Markts, in dem vierwöchentliche TV-Zeitschriften eine wichtige Stellung besitzen. Zudem: ‚TV-Star‘ war früher ein wöchentliches Magazin und Konkurrent von ‚Tele‘. Seit beide im gleichen Haus sind, erscheint ‚TV-Star‘ zweiwöchentlich und füllt somit diese wichtige Lücke, die es früher in der Deutschschweiz gab.»
Nicht auf dem Markt behaupten konnte sich der Titel «Streaming», der nach nur einem Jahr wieder eingestellt worden ist. Warum?
Stecher: «Nun, ‚Streaming‘ wurde im Herbst 2020 lanciert – also mitten in der Corona-Zeit. Anfangs dachten wir, dies sei ein Vorteil. Weil doch die Leute zuhause sind und mehr streamen. Rückblickend sehe ich das anders. Es gab kaum Möglichkeiten für grössere Promotion in der Öffentlichkeit, weil Anlässe verboten waren. Zudem hatte es ‚Streaming‘ schwer, weil die Mediennutzung der Streamer eher digital ist und sie andere Informationskanäle nutzen. ‚Streaming‘ ist heute in tele.ch integriert und hat einen erfolgreichen wöchentlichen Newsletter. ‚TV Land & Lüt‘ hatte es insofern einfacher, weil der Titel langsam wachsen durfte. Und weil das logischerweise reifere Publikum von ‚TV Land & Lüt‘ Fernsehen klassisch konsumiert und vor allem printaffin ist.»
Um das zehnjährige Bestehen zu feiern, laden sie hundert Leserinnen und Leser zu einem Buurezmorge mit «Potzmusig»-Moderator Nicolas Senn ein. Warum haben Sie sich ausgerechnet für eine solche Geburtstagsfeier entschieden?
Stecher: «Nicolas Senns Karriere haben wir von Anfang an begleitet. Und wer passt besser in die Welt von ‚TV Land & Lüt‘, wenn nicht unser bekannter Hackbrettler? Senn war schon einige Male auf dem Cover des Magazins. Und er hat bei unserer Anfrage euphorisch reagiert. Klar auch: Ein Buurezmorge ist das logische Festessen für ‚TV Land & Lüt‘.»