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Freitag
02.04.2010

In Basel hat Radio-Unternehmer Christian Heeb in der Nacht auf den 1. April ein paar Ostereier ins Nest der Konkurrenz gelegt. In einer Medienmitteilung liess sein Basler Radiosender vermelden: «Die beiden Medienunternehmer Christian Heeb und Karlheinz Kögel verkaufen Radio Basel dem grössten Schweizer Verlagshaus Ringier. Der erst im letzten Oktober lancierte Sender wird zu Energy Basel.» Am Mittwoch sei bekannt geworden, dass Ringier auch in Bern «unter dem Label Energy eine weitere Station betreiben wird». Radiobesitzer Heeb wolle um 11 Uhr (am 1. April) seine Mitarbeiter informieren und den Überraschungscoup vorher nicht kommentieren.

Und weiter heisst es: «Der neue Radio Basilisk-Besitzer und ehemalige BaZ-Verleger Matthias Hagemann, der ebenfalls mit Ringier über einen Verkauf verhandelte, hatte die Transaktion kurz vor Vertragsabschluss abgebrochen. Gegenüber Radio Basel erklärte Hagemann, es werde nun schwierig für Radio Basilisk. Bei einer Kooperation oder einem Verkauf des Traditionssenders hätte er seine Glaubwürdigkeit als Medienunternehmer verloren.»

Hopella, da schlug Meister Lampe ein paar zackige Haken. Bereits kurz nach Aussand der Mitteilung um 4.08 Uhr in der Früh erhielten die Basler verschiedene Telefonanrufe. Unter anderen von der Schweizerischen Depeschenagentur, die nach Zusatzinformationen verlangte, ohne nachzufragen, ob Radio Basel wirklich verkauft worden sei. «Die wollten nur eine Ergänzung», sagte ein erstaunter Mitarbeiter von Radio Basel auf Anfrage des Klein Reports am Donnerstag.

Der Klein Report fasste trotz 1. April nach. Im hart umkämpften Schweizer Radiomarkt gönnen sich die Radiomacher noch nicht einmal das Schwarze unter den Fingernägeln. Kein Geheimnis ist die Strategie des Medienkonzerns Ringier, der trotz der nicht erhaltenen Radiokonzession auf dem Platz Zürich, sich ein grösseres Radionetz mit der Marke Energy «zusammenkauft». Mit zwei Radiostationen ist aber gemäss dem Gesetzgeber bereits Schluss mit lustig.

Ringier kann nach dem Erwerb der kleineren Radiokonzession von Giuseppe Scaglione für Energy Zürich und dem jetzt umpositionierten BE 1 in Radio Bern Energy nur noch Kooperationsverträge mit anderen Radiosendern eingehen. Dementsprechend sind die neuerdings auf Unterhaltungsjournalismus spezialisierten Ringier-Mannen nicht nur in der Innerschweiz am Verhandeln, sondern hoppeln auch allen Baslern Radioanbietern hinterher, wie ein Basler Osterhasi gegenüber dem Klein Report verriet.

Abgesehen von schlauen juristischen Winkelzügen, die sich über Kooperationen erzielen lassen, zeigt sich die Radioszene aber hartnäckig renitent gegenüber dem Zürcher Medienkonzern. Ein weiteres Beispiel ist die Stellungnahme der beiden Inhaber der RadioJay AG, Gregor Loser und Frederik Stucki, gegen die Konzessionsübertragung von Radio RMC an Radio Energy (Ringier AG) beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) Mitte Dezember letzten Jahres. Die juristische Querschussaktion ist nun weitergezogen worden. «Ja, wir haben die Beschwerde vom Bundesverwaltungsgericht erhalten», bestätigte Radiopionier Giuseppe Scaglione am Donnerstag auf Anfrage des Klein Reports.