Nach 15 Jahren verlagert die SBB den Druck ihres Hochglanzmagazins «Via» ab Februar 2017 von der Vogt-Schild Druck AG im solothurnischen Derendingen nach Deutschland, wie der «K-Tipp» berichtet hat.
Der Klein Report hat bei der SBB nachgehakt. Reto Schärli, Mediensprecher SBB: «Wir haben Verständnis, dass die Vergabe des Druckauftrags an ein Unternehmen in Deutschland Fragen auslöst. Fakt ist: Die SBB ist gesetzlich verpflichtet, grössere Aufträge öffentlich auszuschreiben.»
Schärli: «Grundlage ist das seit längerem bestehende Bundesgesetz und die Verordnung über das öffentliche Beschaffungswesen. Diese besagen, dass Anbieter aus dem In- und Ausland gleichbehandelt werden müssen und der Anbieter mit dem wirtschaftlich günstigsten Angebot zu wählen ist. Zu anderen Offerten und finanziellen Details äussern wir uns nicht.»
Fakt ist: Die Vogt-Schild Druck AG verliert durch den Wegfall von «Via» einen Grossauftrag mit einer Auflage von 150 000 Exemplaren. «Wir haben kein einziges Mal zu spät ausgeliefert», erklärte Geschäftsführer Rolf Steiner gegenüber dem «Blick» stolz. Man werde den Auftrag vermissen.
Wie der Klein Report von einem Insider erfahren hat, hatte auch die Vogt-Schild Druck AG zusammen mit einem Partner im letzten Sommer beim Pitch von «Via» mitgemacht und verloren.
Den Pitch gewonnen und damit den Redaktionsauftrag behalten hat die Zürcher Kommunikationsagentur Infel, die nun das Reisemagazin weitere drei Jahre, mit einer Option von zwei Jahren, produzieren darf. «Via»-Chefredaktor Gaston Haas gegenüber dem Klein Report: «Wir freuen uns auf eine längerfristige Zusammenarbeit mit der SBB»
Apropos längerfristige Zusammenarbeit: Auch Infel und die Vogt-Schild Druck AG hatten vor gut zwei Jahren entschieden, künftig eine strategische Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen zu lancieren – mit dem Ziel, effiziente und hochstehende Produkte im Bereich Corporate Publishing anzubieten. Wie sagte doch Rolf Steiner, Geschäftsführer der Vogt-Schild Druck AG, damals vollmundig: «Sie dürfen auf interessante neue Produkte gespannt sein.»
In Tat und Wahrheit ist seither nicht mehr viel passiert, wie ein Insider gegenüber dem Klein Report erklärt. «Es sieht viel mehr nach Reduktion statt nach Expansion aus», so der Insider weiter.
«Denn auch das Kundenmagazin für zahlreiche Energieversorger, das Infel zusammen mit Vogt-Schild Druck AG produziert, hat seither an Auflage im sechsstelligen Bereich verloren. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit eines Content-Lieferanten mit einem Druck-Unternehmen sieht anders aus.»
Das Verhältnis zwischen Infel und der Vogt- Schild Druck AG ist nach dem Wegfall des Druckauftrags von «Via» mehr als gestört.
Die Frage ist, wer den «K-Tipp» mit der Information gefüttert hat, dass «Via» künftig nicht mehr in Derendingen, sondern in Pforzheim (D) gedruckt wird? «Infel und die SBB haben kaum Interesse daran, dass dies publik wird. Vogt-Schild als Verliererin hingegen schon», so der Insider gegenüber dem Klein Report.
Der Klein Report hat versucht, Rolf Steiner, Geschäftsführer der Vogt-Schild Druck AG, per Mail und telefonisch zu erreichen, um ihn zu einer Stellungnahme zu bewegen. Bis anhin ohne Resonanz.
Die Geschichte rund um die Verlagerung des Druckauftrags von «Via» nach Deutschland hat zwei Verlierer: die Vogt-Schild Druck AG und die SBB.
Die SBB ist bekanntlich ein Milliarden-Unternehmen. Darum ist es für den Laien nicht nachvollziehbar, warum die SBB ihr Prestigeobjekt «Via» für einen Kostenvorteil, der sich laut Insider «im niedrigen fünfstelligen Franken-Bereich bewegen dürfte», künftig in Deutschland druckt. «Der potenzielle Imageschaden für die SBB ist weit grösser als die Kosteneinsparung.»