Der Schweizer Publizist François Bondy ist in Zürich im Alter von 88 Jahren gestorben. François Bondy war Essayist, literarischer und politischer Journalist, transnationaler Europäer. Geboren wurde Bondy am 1. Januar 1915 in Berlin. Nach der Schulzeit in Lugano und Nizza studierte er in Paris und Zürich. Ab 1940 arbeitete Bondy als Redaktor, politischer Kommentator, Auslandkorrespondent und Kritiker zunächst unter anderem für die Zürcher «Weltwoche».
Zwischen 1951 bis 1969 gab Bondy in Paris die literarisch-politische Zeitschrift «Preuves» heraus. In dieser Funktion machte er sich «einen grossen Namen als Vermittler zwischen Ost und West». Denn in «Preuves» kamen kritische Intellektuelle aus dem Osten zu Wort. Seit 1975 war François Bondy politischer Redaktor der «Schweizer Monatshefte». Er schrieb zudem für zahlreiche internationale Zeitschriften. Grosse Bedeutung erlangte er auch als Literaturkritiker. Als solcher setzt er sich unter anderem für Nathalie Sarraute, Ignazio Silone und Italo Svevo ein. Ab 1969 erschienen seine zahlreichen Publikationen: so der Essayband «Aus nächster Ferne» (1969), «Gepräche» (1972), «Alle Katzen sind sterblich» (1976), «Pfade der Neugier» (1989). Über Eugen Ionesco erschienen 1975 zwei Monografien. Eine wichtige Arbeit veröffentlichte Bondy 1978 über Witold Gombrowicz.
Bondy, Vater des Regisseurs Luc Bondy, erhielt für sein vielgestaltiges Werk zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. So wurde «der Vermittler literarischer Kulturen» 1988 Ehrendoktor der Hochschule St. Gallen. 1994 überreichte ihm die Stadt Zürich die Johann-Jakob-Bodmer-Medaille.
Dienstag
27.05.2003