«SonntagsBlick»-Chefredaktor Mathias Nolte ist laut einer Ringier-Mitteilung vom Donnerstagmorgen per sofort zurückgetreten. Als Grund wird «das belastete Vertrauensverhältnis zwischen ihm und der Ringier-Konzernleitung als Folge der Borer-Affäre» genannt. Nolte wolle damit «weiteren Schaden vom Unternehmen abwenden und den Weg zu einem Neustart freimachen», sagte der 49-jährige Deutsche, der aus dem Ringier-Verlag ausscheidet. Interimistisch übernimmt Bernhard Weissberg, der Nolte-Vorgänger und heutige Leiter Konzernbereich Zeitungen von Ringier, die «SonntagBlick»-Chefredaktion.
Von sich aus habe zudem die Berliner-Korrespondentin Alexandra Würzbach um Entlassung aus ihrem Vertrag gebeten, da auch sie «einen Beitrag zur Entspannung der gegenwärtigen Situation leisten» wolle, schreibt Ringier weiter. Am Donnerstag hatte Radio DRS gemeldet, die Berliner Korrespondentin habe die an Ostern im «SonntagsBlick» publizierten Nacktfotos der angeblichen Borer-Geliebten Djamile Rowe von der Zeitschrift «Super-Illu» widerrechtlich erworben. Unter dem Vorwand, für eine Reportage über Ostdeutschland zu recherchieren, gelangte Würzbach ins Archiv von «Super-Illu» und an die Fotos, die 1992 in der Berliner Illustrierten veröffentlicht worden waren. Er glaube, die Fotos seien aus dem Archiv abfotografiert worden, erklärte «Super-Illu»-Rechtsanwalt Stefan Söder gegenüber Radio DRS. Würzbach habe krass gegen journalistische Prinzipien verstossen, sagte Ringier-Pressesprecher Fridolin Luchsinger. Gegenüber Ringier habe sie gesagt, die Frage der Rechte sei geklärt. «Super-Illu» und Ringier schlossen vergangene Woche einen Vergleich ab, nach dem Ringier der Illustrierten für die Urheberrechtsverletzung einen Schadenersatz bezahlt.
Laut Ringier-Communiqué hat das Landgericht Berlin Rowe per einstweiliger Verfügung verboten, die Behauptung zu wiederholen, sie sei von Würzbach und von Verleger Michael Ringier unter Druck gesetzt worden, die Sexstory zu erzählen, und man habe ihr viel Geld geboten. Sollte sie sich nicht an diese Verfügung halten, drohen ihr Busse bis zu 250 000 Euro (367 500 Franken) oder Haft bis zu sechs Monaten. Die einstweilige Verfügung war von Michael Ringier, Alexandra Würzbach und vom Ringier-Verlag eingereicht worden.
Donnerstag
11.07.2002