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Dienstag
12.07.2005

«Cash»-Chefredaktor Dirk Schütz hat die regelmässige freie Mitarbeiterin Silvia Pfenniger, bisher verantwortlich für die «Gesehen»-Seite in der Ringier-Wirtschaftszeitung mit viermonatiger Kündigungfrist rausgeworfen und ab 1. August freigestellt. Pfenniger hatte die Gesellschaftsseite seit ihrem Start vor zehn Jahren kompetent betreut. Der zentrale Grund sei eine konzeptionelle Neuausrichtung dieser Seite, begründete Schütz die Massnahme. «Es ist richtig, dass wir diese Seite neu strukturieren wollen, aber dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, so dass ich inhaltlich noch nichts preisgeben will», sagte er am Dienstag zum Klein Report. Weitere Gründe für die Kündigung von Pfenniger (66) wollte er nicht nennen. Einen Hinweis hatte Pfenniger vor wenigen Wochen in ihrer Kolumne platziert, als sie ihren obersten Chef Michael Ringier zum Thema Rezept für die Medien mit folgenden Worten zitiert hatte: «Noch bessere Leute einstellen zu wollen. Das sind in die Regel die schwierigen, die unbequemen, die lästigen, die anstrengenden und manchmal halt auch die teuren. Die müssen wir haben wollen.»

Die derart Abservierte erzählte dem Klein Report, das Kündigungsgespräch habe ein paar Minuten gedauert - was vor allem an ihr gelegen habe, da sie den Raum sehr abrupt verlassen habe, wie Schütz ergänzt. Intern habe es geheissen, die Rubrik «Gesehen» habe in einem aktuellen Copy-Test schlecht abgeschnitten, erzählt Pfenniger weiter. Ihr sei vorgeworfen worden, sie sei unloyal gegenüber «Cash», und sie habe ein Angebot einer Konkurrenz-Publikation, was sie vehement in Abrede stellt. Zudem habe eine Vertreterin der Personalstelle gesagt, bei Ringier werde niemand über das Pensionsalter hinaus beschäftigt, was zumindest für den Karikaturisten Nico ganz offensichtlich nicht zutrifft. Laut internen «Cash»-Quellen hat Schütz eine 26-Jährige Deutsche als Nachfolgerin eingeflogen. Er habe eine Journalistin gewinnen können, die über Erfahrung in der Gesellschaftsberichterstattung verfüge und zudem sehr dynamisch sei, präzisierte Schütz.

«Im Unterschied zu mir wird es ihr vermutlich nicht passieren, dass sie ihren Chef an Veranstaltungen in den Schatten stellt», mokierte sich Pfenniger. Im übrigen gab sie sich gelassen und legte Wert auf die Feststellung, dass sie weiterhin als freie Mitarbeiterin für die «Berner Zeitung» und die «Bilanz» arbeiten werde - «und überdies könnte es sein, dass bald noch eine Überraschung aus meiner Küche kommt», kündete die erfahrene Journalistin an.