Die «Top of the Media» mit über 400 Führungskräften aus Medien, Wirtschaft, Kultur und Politik lauschten am Freitagmorgen interessiert den Top-Referenten aus Medien und Wirtschaft. Gleich zu Beginn überraschte FIFA-Präsident Sepp Blatter das Auditorium mit der Medien-Fairplay-Rangliste: «Swasiland, Lesotho und Panama stehen im 1. Rang - die Schweiz folgt erst viel später.» Warum: «Diese Länder haben gar keine eigenen Presseerzeugnisse!» Was Blatter damit sagen wollte, war klar: Kein Medium sei es englisch, deutsch oder schweizerisch, hat seiner Meinung nach ein «Fairplay» gespielt, als es um die Verbreitung von Schlagwörtern wie «Fifa am Ende», «Korruption» und Ähnlichem ging. Blatter suchte die Schuld für die Schlammschlacht aber nicht nur bei den Medien, sondern machte auch sich und seiner Organisation Vorwürfe: «Unsere Kommunikation spielte in der 4. Liga.» Hier müsse er intern Verbesserungen anbringen. Er hätte sich, gleich den Schweizer Militärstrategen in seinem Bunker zurückgezogen und verbarrikadiert, nicht ahnend, dass der Feind im eigenen Haus war.
Schon etwas mehr Kritik an den Meiden mussten die Verleger und Journalisten sich von Michael Haller anhören: Der Leiter des Lehrstuhls Journalistik an der Universität Leipzig kritisierte den Trend des Kampagnenjournalismus und warf am Beispiel der Affäre Borer den grossen Verlagshäusern vor, Fehler im handwerklichen Bereich zu machen. Als Beispiele dafür nannte er die Verletzung der Sorgfaltspflicht, unsorgfältiges Gegenchecken von Quellen oder zu wenig hinterfragen von Argumenten. Solche handwerklichen Fehler führten zur «Medienkatastrophe». Aber auch die elektronischen Medien verschonte der ehemalige Spiegel-Korrespondent nicht: Sie würden Emotainment betreiben und eigene Fiktionen vorsetzen, statt über Fakten zu berichten. Diese Art der Selbstinszenierung gehe zu Lasten der Orientierungsfunktion, welche die Medien inne hätten und würden sich langfristig nicht rechnen. Was gestern war: Verleger freunden sich mit direkter Presseförderung an
Samstag
14.09.2002