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Dienstag
13.01.2004

Der Kindler Verlag hat die Auslieferung des umstrittenen Buchs über den israelischen Geheimdienst Mossad gestoppt. Autorin Nima Zamar, die selbst Mossad-Agentin gewesen sein will, schreibt im Buch «Ich musste auch töten» über menschenverachtende Methoden des Mossad. Mit dem Auslieferungsstopp reagiert der Verlag nun auf Fälschungsvorwürfe. Kindler habe die Autorin und den französischen Originalverlag Albin Michel, die sich zuvor für das Buch verbürgt hätten, wiederholt um eine Bestätigung der Echtheit gebeten. Solange diese nicht vorliege, werde auf den Vertrieb verzichtet, teilte der Verlag am Montag in Berlin mit. Ursprünglich sollte die deutsche Ausgabe am 16. Januar erscheinen. Das ZDF-Kulturmagazin «aspekte» hatte vergangene Woche die Authentizität von Nima Zamars Buch erneut in Frage gestellt. «Ich kenne diese Person nicht», hatte Efraim Halevi, langjähriger Mossad-Chef, dem Magazin erklärt. Der Kindler Verlag hatte zunächst erklärt, Zimars Bericht sei authentisch, man habe das Manuskript vorab dem Mossad zur Prüfung vorgelegt. Weitere Experten, auf die sich der Verlag berief, äusserten nach Darstellung von «aspekte» inzwischen in schriftlichen Erklärungen ihr Befremden. Man habe diesem «klar und deutlich von einer Publikation dieses Buches abgeraten», wurde aus einer Stellungnahme der Berliner Nahost-Spezialistin Sylke Tempel zitiert.

Kindler ist nicht der einzige Verlag, der sich in den vergangenen Monaten mit Fälschungsvorwürfen auseinander setzen musste. Der Verlag Hoffmann und Campe nahm Ulla Ackermanns grossenteils erfundene Biografie «Mitten in Afrika» Ende Juni vom Markt. Kurz darauf kam mit dem Titel «Todeszone» (Heyne) ein weiteres Buch in die Läden, an dessen Wahrheitsgehalt gezweifelt wurde. Darin ging es um angebliche Sabotageakte eines «Elitekommandos Ost» in der DDR im Auftrag des Bundesnachrichtendienstes.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat den Auslieferungsstopp des Sachbuches begrüsst. Die Entscheidung des Kindler Verlags sei «sehr vernünftig und verantwortungsvoll», sagte der Vorsitzende des Verlegerausschusses im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Jürgen Bach, am Dienstag der dpa. Nun müsse der französische Lizenzgeber die Echtheit nachweisen.