Im Zivilprozess von Pensionskassenverwalter Jürg Maurer gegen Ringier-Medien haben am Dienstag in Arbon (TG) die ehemaligen Chefredaktoren von «Blick» und «SonntagsBlick» (SoBli) ausgesagt. Kläger Maurer bezeichnete die Artikel über ihn als schockierend. Ex-«Blick»-Chefredaktor Werner de Schepper und Ex-SoBli-Chef Cristoph Grenacher erklärten am zweiten Prozesstag, weshalb sich ihre Blätter vor rund einem Jahr auf den Verwalter der Rieter-Pensionskasse Jürg Maurer «eingeschossen» hatten. Dieser klagt gegen den Verlag Ringier und die beiden Boulevardblätter auf Persönlichkeitsverletzung.
De Schepper und Grenacher erklärten vor Gericht, man habe rund um die Verkäufe von Aktien der Bank Swissfirst beim Zusammenschluss mit der Bellevue-Bank recherchiert. Dabei hätten beide Boulevardblätter sich zunächst für das Geschäftsgebaren von sechs Pensionskassenverwaltern interessiert. Auf die Frage, weshalb der «Blick» den Kläger als «frechsten Pensionskassenverwalter der Schweiz» bezeichnet habe, legte de Schepper nach: Es sei eine Frechheit, dass einer, der seine Steuern nicht bezahle, so viele Pensionskassengelder verwalte.
Grenacher bekräftigte, so jemand sei nicht als Treuhänder öffentlicher Gelder geeignet. Beide spielten darauf an, dass Maurer in den 1990er-Jahren jahrelang privat keine Steuererklärung abgeliefert hatte. Er liess sich damals von der Gemeinde einschätzen - zu tief, wie er später selbst erklärte. Weil Maurer in dem Zivilprozess die Herausgabe des «Blick»-Gewinns aus den Auflagen mit den Storys um ihn verlangt, wurde auch «Blick»-Vizechef Markus Rohr befragt. Er erklärte, mit solchen Geschichten lasse sich heute keine Auflage mehr steigern.
Maurer selbst beklagte den Schock, den er erlitten habe, als er in den Ferien in Mexiko von den Angriffen der Boulevardblätter auf sich erfahren habe. Vor allem seine Familie habe «unendlich gelitten». Bei seinem Amtsantritt habe die Pensionskasse ein Vermögen von rund 200 Millionen Franken aufgewiesen. Inzwischen seien es 1,5 Milliarden Franken. Der Prozess geht heute noch weiter. Ein Urteil wird nicht gefällt. Beide Parteien werden laut Gerichtspräsident Ralph Zanoni am Freitag Vergleichsverhandlungen führen.
Dienstag
11.09.2007



