Die Krise in der Schweizer Medienbranche spitzt sich weiter zu.
Nach dem ersten Halbjahr 2017 ziehen die Befragten in einer Umfrage des Klein Reports ein ernüchterndes Zwischenfazit zum Werbemarkt. Der Austausch von redaktionellen Inhalten und technischen Infrastrukturen wird deshalb je länger desto mehr unumgänglich.
Ressorts werden zusammengelegt, Zeitungsbünde reduziert oder ganze IT-Abteilungen ins Ausland ausgelagert: Bei Schweizer Medienkonzernen wie Tamedia, der NZZ-Mediengruppe, Ringier oder den AZ Medien werden vermehrt Synergien genutzt. Eine Erhebung des Klein Reports zeigt, dass auch kleinere Medienhäuser laufend neue Sparmöglichkeiten suchen müssen.
«Die rückläufige Entwicklung der Print-Werbeumsätze aus dem nationalen Werbemarkt ging wie erwartet auch im ersten Halbjahr unvermindert weiter, währenddessen sich der regionale Werbemarkt deutlich stabiler verhält. In der Gesamtbetrachtung liegen die Printwerbeumsätze nach sechs Monaten trotzdem unter dem Vorjahr», berichtet Stefan Wabel, Verlagsleiter der «Schaffhauser Nachrichten».
Einen Rückgang der Anzeigenumsätze im nationalen Bereich konstatieren auch Gilbert Bühler, CEO der Freiburger Nachrichten AG, sowie Daniel Sigel, CEO der Zürcher Oberland Medien AG: «Tendenziell ist die Erlösseite extrem volatil geworden. Die Monatserlöse schwanken zwischen sehr gut bis enttäuschend. Vorhersagen auf mehr als drei Monate sind unmöglich. Im ersten Halbjahr 2017 liegen wir rund 8 Prozent hinter dem Vorjahr», erklärt Sigel.
Das Gebot der Stunde heisst deshalb auch bei kleineren Medienhäusern Kooperationen suchen und Synergien nutzen. Die «Freiburger Nachrichten» kaufen beispielsweise schon länger Inhalte bei der «Berner Zeitung» und kooperieren mit «La Liberté», sowohl inhaltlich als auch bei Fotografie und Redaktionssystem. Auf dem Werbemarkt tritt die Zeitung zudem gemeinsam mit dem «Bieler Tagblatt» und dem «Walliser Boten» auf.
Und die «Schaffhauser Nachrichten» erachten Kooperationen zwischen Medienhäusern als «sinnvoll und wichtig», wie Wabel sagt. So wird die Zeitung in der Druckerei der NZZ-Mediengruppe in St. Gallen gedruckt, zudem werden für die überregionale Berichterstattung teilweise Inhalte vom «St. Galler Tagblatt» bezogen.
«Bei unserem Nachrichten- und Serviceportal shn.ch wiederum engagieren wir uns zusammen mit Somedia, den Zürcher Oberland Medien und anderen im Verein Media Commons, welcher gemeinsam die digitalen Plattformen der einzelnen Medienhäuser entwickelt und unterhält», zeigt Stefan Wabel die grosse Bedeutung von Kooperationen auf.
Die Zürcher Oberland Medien wiederum pflegen ebenfalls verschiedene Synergien mit anderen Medienhäusern. Dazu zählt «beispielsweise der Tageszeitungsmantel mit den Titeln der Zürcher Regionalzeitungen (ZRZ) von Tamedia oder eine Entwicklungszusammenarbeit im digitalen Bereich mit Somedia», sagt Sigel.
Es liege auf der Hand, dass Medienhäuser weiterhin «und wohl noch verstärkt» ihre Kostenstruktur anpassen müssen, so Wabel zum Klein Report. «Das heisst Synergien nutzen, Prozesse optimieren und unbedingt auch vermehrt miteinander kooperieren.» So auch bei den «Freiburger Nachrichten»: «Wir prüfen laufend, ob es neue Möglichkeiten gibt», sagt Bühler dem Klein Report.