Statt eines ersten, zweiten und dritten Preises, abgestuft auch nach der Preissumme, ist der seit 1981 vergebene Zürcher Journalistenpreis am Donnerstag mit gewissermassen vier ersten Preisen verliehen worden. Jeweils 10 000 Franken und lobende Worte erhielten (in alphabetischer Reihenfolge) Anja Jardine für eine Reportage im «NZZ Folio», der Nachwuchsjournalist Daniel Ryser für ein Interview in der «Wochen-Zeitung», Constantin Seibt für seine Berichterstattung über den Swissair-Prozess im «Tages-Anzeiger» und der Medien-Redaktor der «Neuen Zürcher Zeitung», Rainer Stadler, für sein Gesamtwerk.
Die Laudatio auf Daniel Ryser hielt der Radio-DRS-2-Programmleiter Marco Meier. Das Interview sei mitnichten eine einfache journalistische Form, sondern fordere den Schreibenden mehrfach und unerbittlich, sagte er zum Gespräch mit dem Fussballer Ivan Ergic, das Ryser in der WoZ publiziert hatte.
Anja Jardines «NZZ Folio»-Reportage über eine Cyberspace-Grossfamilie, deren Kinder allesamt vom gleichen anonymen Samenspender stammen, sei kein Plädoyer für irgendetwas, sondern eine nüchterne, aber bestechend geschriebene Darstellung der Situation, erklärte Laudator Andrea Masüger von der «Südostschweiz». Sie wirke dadurch besonders glaubhaft und eindrücklich.
Constantin Seibt habe nur gesehen und gehört, was alle anderen auch sahen und hörten in den Prozessverhandlungen rund um das Ende der Swissair, sagte Reporterin-Legende Margrit Sprecher in ihrer Laudatio. Doch bei Seibt sei man drangeblieben. Ihm sei es gelungen, die komplizierte Materie aus der Sicht eines ironischen, aber präzisen Beobachters klar zu ordnen. Die Leser hätten viel gelernt, seien aber auch bestens unterhalten worden.
Schliesslich wollte die Jury laut Präsident Fredy Gsteiger mit der Verleihung der Auszeichnung an Rainer Stadler unterstreichen, dass der NZZ-Redaktor ein kritischer und kompetenter Berichterstatter über die Medienszene sei, «hartnäckig und unermüdlich, ein löblicher Ausnahmefall hierzulande», wie Gsteiger sagte.
Donnerstag
22.05.2008