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Donnerstag
21.12.2017

Medien / Publizistik

Po-Grabscher, sexistische Kosenamen und ungewollte Küsse: Werner De Schepper, der aktuelle Co-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten», soll über Jahre hinweg und systematisch zahlreiche Ex-Mitarbeiterinnen, insbesondere in der Hierarchie unter ihm stehende Frauen, bedrängt und ungefragt berührt haben.

Unter dem Titel «Chef der Zudringlichkeiten» veröffentlichte der «Tages-Anzeiger» am Mittwoch den Beitrag von Redaktorin Michèle Binswanger und Reporter Mario Stäuble. Darin befinden sich zahlreiche Vorwürfe gegen Werner De Schepper über Vorfälle, die sich ab 2000 während 15 Jahren ereignet haben sollen.

In dieser Zeit war der gebürtige Belgier De Schepper in mehreren Führungsfunktionen angestellt: So war er Chefredaktor beim Ringier-Titel «Blick» und in der gleichen Funktion beim Privatfernsehsender TeleBärn angestellt. Bei der «Aargauer Zeitung» der AZ Medien war De Schepper stellvertretender Chefredaktor.

Zwölf Ex-Mitarbeiterinnen berichten darüber, dass der Journalist in dieser Zeit mehrere Mitarbeiterinnen bedrängt und berührt haben soll, «an Po, Beinen oder Brust, am Arbeitsplatz, im Lift, an Firmenfesten, im öffentlichen Raum, teilweise bezeugt von Dritten», wie im Artikel beschrieben wird.

«Besonders nach Alkoholkonsum sei es ihm schwergefallen, sich unter Kontrolle zu halten. Höhepunkt sei jeweils das Ringier-Weihnachtsessen gewesen, wie mehrere Ex-Mitarbeiterinnen berichteten», so der Text.

«Normal war ebenso, berichten fünf ihm unterstellte Frauen, dass er sie am Arbeitsplatz mit `Schätzli` anredete - auch in jüngerer Zeit», heisst es weiter im Bericht über den Co-Leiter der «Schweizer Illustrierten».

Auf Nachfrage des Klein Reports bei Ringier erklärte Kommunikationsleiter René Beutner, dass «im vom `Tages-Anzeiger` geschilderten Fall gegenüber dem genannten Mitarbeiter keine Beschwerden in den Personalakten vorliegen. Sollten Mitarbeiterinnen grenzüberschreitendes Verhalten verbaler und körperlicher Art nicht gemeldet haben, so bedauern wir dies.»

Grenzüberschreitendes Verhalten verbaler und körperlicher Art werde bei der Ringier AG und der Ringier Axel Springer Schweiz AG nicht toleriert. «Bei anonymen Anschuldigungen, die von dritter Seite an uns herangetragen werden, fehlt uns jedoch die Grundlage, Massnahmen zu ergreifen», so Beutner.

Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ringier bestehe jederzeit die Möglichkeit, entsprechende Vorfälle und ungewöhnliches Verhalten «vertraulich ihren Vorgesetzten oder der Abteilung Human Resources zu melden. Zudem besteht eine anonyme Meldestelle für unsere Mitarbeitenden. Eingehende Meldungen werden unabhängig davon, ob Männer oder Frauen betroffen sind, sorgfältig geprüft», sagte René Beutner.

«Bestätigt sich die Sachlage, ergreifen die Unternehmensleitung und Human Resources umgehend entsprechende Massnahmen.» Werner De Schepper selber äusserte sich gegenüber dem Klein Report nicht zu den Anschuldigungen.