Das Schweizer Fernsehen (SRF) hat hinsichtlich der nationalen Wahlen 2011 ein Mediensymposium zum Thema «Medien auf dem Prüfstand» am 3. November organisiert. Vollmundig heisst der Untertitel «Eine Leistungsbilanz aus der Sicht von Wissenschaft, Publikum, Politik und Medien». Betrachtet man aber das Programm des Symposiums etwas genauer, wirkt das eher wie eine Trockenübung im engen Kreis der SRF-Vertrauten und -Freunde.
Die Sicht des Publikums vertritt Markus Jedele, Medienreferent des öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsenders, der über die «Ergebnisse einer qualitativen Publikumsumfrage» referiert. Die Sicht der Politik soll gar mit einem Fernsehbeitrag vom Schweizer Radio und Fersehen selbst beleuchtet werden. Und für die Wissenschaft steht - nicht wirklich überraschend - wieder einmal Soziologe Kurt Imhof auf der Bühne. Er spricht über «Medienleistung aus Sicht des Wahlforschers».
Während SRF-Direktor Ruedi Matter nur die Begrüssung übernimmt, tritt Roger de Weck, Generaldirektor der SRG, gleich selbst als Meinungsmacher am Nachmittag an einem Podiumsgespräch auf. Dort sitzt de Weck (als Journalist oder als Generaldirektor?) mit Iwan Rickenbacher, Verwaltungsratsmitglied der Tamedia und Stiftungspräsident MAZ, sowie Markus Notter, Altregierungsrat des Kantons Zürich, auf dem Podium. Thema: «Rolle und Verantwortung der Medien für die Qualität von Politik und demokratischem Diskurs».
Am 3. November sind zwar die nationalen Wahlen durch, die wichtigen Bundesratswahlen stehen dann aber vor der Tür. Eine gute Gelegenheit für den politischen Strippenzieher Rickenbacher (CVP wie Medienministerin Doris Leuthard), seine Mitte-Parteien-Philosophie im Monopolsender kundzutun. De Weck, der sich seit seiner Ruckzuckwahl zum SRG-Generaldirketor als Wechselwähler bezeichnet (Wechsel zur CVP?), braucht das Verwaltungsratsmitglied der Tamedia unbedingt im Boot, um vom Zürcher Medienkonzern Rückendeckung für eine neue Onlinestrategie zu erhalten, ansonsten droht de Weck ein Totaldebakel. Bei Verleger Pietro Supino scheint das liberale Gedankengut (vorderhand) noch vorzuherrschen, jedenfalls stemmen sich einige Tamedia-Kader gegen eine Zusammenarbeit mit dem «Staatssender». Ironischerweise hat gerade das Haus Tamedia seine Erfahrungen mit de Weck gemacht, man hat sich Knall auf Fall von ihm als damaligem Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» getrennt.
In einer weiteren Diskussion unter dem Titel «Auftrag erfüllt?» sollen Lis Borner, Chefredaktorin Radio SRF, und Diego Yanez, Chefredaktor TV SRF, zusammen mit Colette Gradwohl, Chefredaktorin der Zeitung «Der Landbote» (Tamedia hält zurzeit 20 Prozent), und René Zeller, dem stellvertretenden Chefredaktor und Leiter Inlandredaktion der NZZ, ermitteln, ob die Medien ihren Auftrag wirklich erfüllen. Beim Winterthurer «Landboten» muss man sich in Erinnerung rufen, dass die Zürcher Landzeitungen («Zürcher Oberländer», «Zürcher Unterländer», «Zürichsee-Zeitung»), die seit Frühling 2010 zum Medienkonzern Tamedia gehören, ihren Mantelteil seit 2011 vom Winterthurer «Landboten» beziehen.
Und eine Diskussionsrunde nach all den SRF-Referaten mit gleich zwei SRF-Vertretern bei vier Nasen wirkt etwas armselig. Eine spannende Konstellation ist das gelinde gesagt bestimmt nicht. Das nennt man «Wir über uns» mit ein paar bestellten Claqueuren. Mal ganz abgesehen von der total von Schwindsucht befallenen Unabhängigkeit. Wo ist die geblieben?, fragt sich da der Klein Report. Merken die es nicht selber beim SRF? Oder können die nicht anders?
Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb Mike Müller in einer Pause einen Sketch («Hanspeter Burri und die Wahlen») zum Besten geben muss. Ein Lacher auf sicher!