Wenn alles gut läuft, geht im Februar 2011 in der Schweiz ein neuer Fernsehsender auf Sendung: Joiz.
Eine Wortschöpfung aus Joy (Freude) und Choice (Wahl). Zu den Gründern des neuen Medienprojektes für die Zielgruppe der 15- bis 29-Jährigen gehören unter anderen der langjährige Fernsehjournalist Kurt Schaad, TV-Journalist Alexander Mazzara, Christoph Bürge, Managing Director von b&b Endemol, und Peter Schulz.
Der Klein Report hat sich mit dem jugendlichen Verwaltungsratspräsidenten Kurt Schaad (60) unterhalten, der neben Cédric Köhler, Vertreter des Investors Creathor, und Unternehmer Max Cotting (Aquila Gruppe) dem Gremium angehört.
Weshalb werden Sie aufs Alter noch Unternehmer?
Kurt Schaad: «Man ist immer so alt, wie man sich fühlt. Nachdem `ECO` erfolgreich lanciert war und die Pionierphase nun vorbei ist, war es für mich logisch, nochmals etwas Neues zu machen. Ich habe dann bei SF gekündigt respektive mich aktiv frühpensioniert. Ich habe eine Einzelfirma gegründet, die Kurt Schaad Medienagentur. Das wichtigste Mandat ist das Verwaltungsratspräsidium bei Joiz, das mich in dieser Anfangsphase stark beschäftigt. Ich bin bei Joiz aber nicht in einer exekutiven Funktion tätig.»
Weshalb machen Sie Joiz?
Schaad: «Die digitale Revolution verändert die
Medienlandschaft. Joiz ist ein Projekt, das dieses veränderte Medienverhalten zur Grundlage hat. Es ist eine Antwort auf das veränderte Mediennutzungsverhalten der jungen Generation. Joiz bietet damit den Werbetreibenden die Möglichkeit, die junge Zielgruppe auf den heutzutage parallel genutzten Medien anzusprechen. Ein Pionierprojekt, das es so bis jetzt noch nicht gibt.»
Wie viel haben Sie ganz privat in die Hand genommen?
Kurt Schaad: «So viel ich mir leisten konnte.»
Können wir es etwas genauer haben?
Schaad: «Nein.»
Können Sie Ihr Konzept «crossmedial» erläutern?
Schaad: «Crossmedial heisst eben nicht, dass da ein TV-Sender entsteht, dem auch noch eine Webseite angehängt ist. TV, Web und Mobile sind gleichwertig - eine Medienplattform, die mit den sozialen Medien verknüpft ist. Musik ist dabei ein schwergewichtiger Inhalt, um den herum der Content gebaut wird. Je nach dem schwergewichtig im Web, im TV oder auf Mobile. Alle Vektoren sind in Echtzeit miteinander synchronisiert.»
Geben Sie uns ein Beispiel?
Kurt Schaad: «Die `Zuschauer` können in Echtzeit über die Webseiten voten, ranken, tagen, sharen, liken, das heisst alle sozialen Funktionen nutzen, oder auch ihre Webcam benutzen, also sich interaktiv ins Fernsehprogramm einbringen. Zu einzelnen Programmen werden wir uns später äussern. Für die Werbetreibenden heisst das, dass TV-Spots und Werbung in Web und Mobile in Echtzeit parallel geschaltet werden können. Diese Möglichkeit gibt es bis jetzt noch nirgends.»
Joiz dürfte bereits nach ein, zwei Jahren anders aussehen, als sich die Macher das Medienprojekt heute auf dem Reissbrett vorstellen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Schaad: «Die digitale Welt ist tatsächlich in einem stetigen Veränderungsprozess. Diesen Prozess mitzuerleben und mitzugestalten, ist spannend und eine tolle Herausforderung. Was wir sehen, ist, dass die heutigen Medien nicht auf die Mediennutzung der Jugendlichen ausgerichtet sind. Joiz hat da präzise Vorstellungen, dieses Potenzial auszuschöpfen. Aber auch diese Mediennutzung wird sich immer wieder verändern und darauf müssen wir reagieren. Wo die Reise genau hingehen wird, kann niemand voraussagen.»
Woher wissen Sie so genau, was die Jungen wollen?
Schaad: «Ich habe eine Tochter zu Hause, die Fernsehen schaut, dabei den Laptop auf den Knien und das iPhone in der Hand hat und gleichzeitig auch noch mit der Mutter spricht. Bei Joiz arbeiten wir mit entsprechenden Focusgruppen und vor allem - die Redaktion wird mit Menschen dieser jungen Generation besetzt.»
Ist es nicht äusserst mutig oder verwegen, in diesem hart umkämpften Markt einen weiteren TV-Sender zu lancieren?
Schaad: «Wie gesagt, wir machen keinen weiteren TV-Sender, es ist eine neue Medienplattform.»
Wer finanziert Joiz in der Startphase? Genauer, wem gehört das neue crossmediale Projekt?
Kurt Schaad: «Die Gründer haben die Aktienmehrheit. Der Hauptinvestor ist Creathor, eine Venture-Capital-Firma aus Deutschland mit einer Niederlassung in der Schweiz. Sie haben unter anderem auch bei Doodle investiert. Bei uns ist Creathor mit einem einstelligen Millionenbetrag dabei.»
Sind Sie ein Strohmann für die SRG?
Kurt Schaad: (lacht laut heraus) Fragen Sie beim SF mal nach.»
Oder sind Sie ein Strohmann für jemand anderes?
Schaad: «Ja, wir sind ein Joint Venture von CIA und KGB, aber erzählen Sie das nicht weiter.»
Ende Juli kam es zu einer Umbenennung von der 7screens AG in die Joiz AG und der Deutsche Peter Schulz trat ins Gremium ein. Wer übernimmt welche Aufgaben bei joiz?
Schaad: «Peter Schulz ist der CTO und als Mitgründer seit Anfang Jahr dabei. Er bringt unter anderem grosse internationale Erfahrung im Streamingbereich mit. CEO ist Alexander Mazzara, der bei `ECO` mein Stellvertreter war. Ich selber bin nicht exekutiv tätig. Sie kennen ja mein Alter. Die Inhalte selber werden von Vertretern der sogenannten y-Generation gemacht.»
Haben Sie schon Leute für die Redaktion oder die Geschäfsführung - nebst CEO Alexander Mazzara - angestellt?
Kurt Schaad: «Ja haben wir, auf der Joiz-seite kann man das Team sehen.»
Die Webseite dazu: www.joiz.ch
Sie haben vor ein paar Monaten beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) ein Gesuch als «Must Carry»-Anbieter gestellt. Einige private Anbieter gingen auf die Barrikaden. Denn vor ein paar Monaten hat bereits das neue private Schweizer Sportfernsehen das staatliche Okay zur analogen Aufschaltung erhalten. Weshalb wird das Bakom Ja zu Joiz sagen?
Kurt Schaad: «Das müssen Sie das Bakom fragen. Bis jetzt haben sie noch nicht Ja gesagt.»
Als «Must Carry»-Anbieter müsste die Cablecom Ihren TV-Kanal aufschalten; Sie bekommen sozusagen die Lizenz fürs Werbegelder Einnehmen. Was war oder ist Ihr Plan B, falls Joiz mit diesem Gesuch beim Bakom scheitert?
Schaad: «Jetzt warten wir mal auf die Bakom-Antwort.»