Winzer Dominique Giroud und der «Walliser Bote» liegen sich seit Jahren in den Haaren.
Unter dem Titel «Journalisten haben einen veritablen Rachefeldzug gegen mich geführt», äussert sich Giroud am Montag ausführlich in einem Interview im «Walliser Boten». Winzer Dominique Giroud musste Steuern nachzahlen. Den Medien wirft er vor, eine Kampagne gegen ihn als Winzer geführt zu haben.
Bevor aber eine Art «Replik» des Weinhändlers im Interview mit Chefredaktor Herold Bieler zu lesen ist, gibts eine Erklärung der Tageszeitung aus dem Kanton Wallis auf Deutsch und auf Französisch: «Der Winzer und Kellermeister Dominique Giroud hat im November 2016 eine Zivilklage wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte gegen den 'Walliser Bote‘ eingereicht. Dieser Beschwerde war ein Schadensersatzanspruch beigefügt. Der 'Walliser Bote‘ und Dominique Giroud haben nun aussergerichtlich eine Einigung erzielt. Der 'Walliser Bote‘ erkennt heute Fehler an und, dass Dominique Giroud von keinem Richter oder Staatsanwalt jemals wegen seiner Weinherstellungspraktiken sanktioniert wurde. Die Parteien haben sich verpflichtet, die Einzelheiten dieser Vereinbarung vertraulich zu behandeln.»
Im schriftlich geführten Interview wird Dominique Giroud gefragt, was er den Medien vorwerfe? Giroud: «Ich mache ihnen zum Vorwurf, eine echte Lynchberichterstattung gegen mich geführt zu haben. Der Ausdruck stammt übrigens nicht von mir.»
Von wem der sei?, fragt Chefredaktor Herold Bieler und der Winzer antwortet: «Von einem neutralen Beobachter der Ereignisse, dem Eidgenössischen Finanzdepartement.» Es habe in einem Schreiben vom 30. Januar 2015 gestanden, in einem Beschluss der Eidgenössischen Steuerverwaltung in einem Mehrwertsteuerverfahren.
«Die 'Lynchberichterstattung‘ wurde hier von offizieller Stelle angeprangert und die Bewährungsstrafe in diesem Verfahren fiel deshalb sogar kürzer aus», so Giroud und antwortet danach auf die Frage, weshalb er seiner Meinung nach in die Kritik der Medien geraten sei, folgendermassen: «Alles wurde durch einen fehlerhaften Bericht ausgelöst, der am 6. Dezember 2013 von RTS ausgestrahlt wurde und dann wiederholt durch andere Medien immer wieder aufgenommen wurde. Bis zur Abscheu.»
Er spreche von «Lynchberichterstattung». Das sei ein harter Begriff, fügt Journalist Bieler an. Dominique Giroud: «Noch einmal: Er stammt nicht von mir. Aber ich glaube, er beschreibt die Realität sehr treffend. Vor fast einem Vierteljahrhundert habe ich mich gegen Abtreibung und die Durchführung einer Gay Pride im Wallis ausgesprochen. Seit dieser weit entfernten Zeit werde ich geächtet, wird gegen mich in den Nachrichtenredaktionen gehetzt, vor allem in der Westschweiz», meint der Winzer.
Die Medien wollten ihn bestrafen und ruinieren, weil er konservative Werte verteidige. «Ihre Motivation hatte nichts mit Wahrheitsfindung zu tun», so der Weinhändler, der zur damaligen Zeit gegen drei CVP-Politikerinnen grobes Geschütz aufgefahren hatte und ihnen vorwarf, sie förderten «eine Kultur des Todes», weil sie sich unter anderem für die Fristenlösung einsetzten.
Herold Bieler erinnert den Weinhändler daran, dass er zum Beginn des Jahrtausends dafür verurteilt worden sei. Er habe seine Überzeugungen verteidigt, «mit dem Enthusiasmus eines 25-Jährigen, vielleicht ein wenig übertrieben», sagt Giroud dazu. «Zwei Jahrzehnte später haben Journalisten einen veritablen Rachefeldzug gegen mich geführt. Während die journalistische Ethik 'jede Anspielung auf die Religion einer Person‘ ausdrücklich verbietet, werde ich wegen meiner Überzeugungen gehasst, herabgesetzt und kriminalisiert. Dabei geht es ja hier ausschliesslich um mein Privatleben.»
In diesem langen Ping-Pong-Interview, das Teil einer aussergerichtlichen Einigung ist, geht es dann weiter um das mögliche Hacken von Journalisten-Computern, was aber von der Genfer Justiz nach jahrelangen Untersuchungen nicht bewiesen werden konnte und Giroud nach eigenen Aussagen grossen Schaden zugefügt habe. «Ich habe keine Konten von Journalisten gehackt, es auch nie versucht.»
Weiter werden seine Probleme mit den Steuerbehörden oder die Untersuchung, ob Giroud Fendant dem St-Saphorin beigemengt habe, was juristische Abklärungen verneinten, thematisiert.
Er habe den zulässigen Verschnitt-Grenzwert von 15 Prozent überschritten, kontert Journalist Herold Bieler: «Zwischen 2005 und 2008 um jeweils mehrere Hundert Liter.» Zu der Zeit habe es ein grosses Wirrwarr in Bezug auf Verschnitte und Coupage gegeben, meinte der Walliser Winzer auf diesen Punkt angesprochen. «Das nutzten Journalisten aus. Die Medien haben es mit Betrug in Verbindung gebracht. Diese Praktiken sind jedoch ein wesentlicher Bestandteil der Welt der Weine und werden von allen Stellen genehmigt, sogar aus qualitativen Gründen gefördert.»
Nur schon diese Teile des Interviews im «Walliser Boten» zeigen, dass das Leben nicht nur schwarz oder weiss ist. Man kann nur hoffen, dass das Kriegsbeil nun niedergelegt wurde. Der Klein Report empfiehlt die Lektüre auf der Webseite des «Walliser Boten».