Der am Montag gegründete Verband Medien mit Zukunft wirkt wie eine Antipode zum etablierten Verband Schweizer Medien (VSM). Simon Jacoby, Chefredaktor und Mitbegründer des Stadtzürcher Online-Magazins Tsüri, wurde zum Präsidenten der neuen Vereinigung gewählt. Im Klein Report-Interview spricht er über seine Ziele, politische Orientierung und Millionensaläre.
Weshalb die Entscheidung, einen neuen Verband zu gründen, anstatt dem VSM beizutreten?
Simon Jacoby: «Der Verband Medien mit Zukunft ist ein Zusammenschluss von Medienunternehmern, die an Inhalten und am Journalismus festhalten, auch wenn dieser kein lukratives Geschäft mehr ist. Wir wollen gemeinsam dafür sorgen, das es auch in Zukunft guten Journalismus gibt. Dass der VSM nicht die gleiche Strategie verfolgt, beweisen verschiedene Beispiele. Am deutlichsten zeigt es sich daran, dass die Konzerne Rekordgewinne einfahren, die Redaktionen aber immer weiter ausdünnen und letztlich totgespart werden.»
Apropos Rekordgewinne und Totsparen: Wie werden Sie sich finanzieren?
Jacoby: «Vorerst über Mitgliederbeiträge. Dann sind auch Gönner- oder Stiftungsbeiträge denkbar. Eine Strategie dazu gibt es noch nicht, diese wird nächste Woche an der ersten Vorstandssitzung besprochen.»
Die medienpolitische Debatte in der Schweiz ist festgefahren. Wo sehen Sie Potenzial und was sind Ihre Ziele mit dem neuen Verband?
Jacoby: «Wir wollen an allen relevanten Round Tables mit unserem Verband vertreten sein wie beispielsweise der Eidgenössischen Medienkommission Emek und mit unserer optimistischen und zukunftsgerichteten Position die Debatte wiederbeleben. Alle Unternehmen im Verband Medien mit Zukunft haben journalistische und unternehmerische Erfahrungen gemacht, die in den Debatten den Unterschied machen können. Wir wollen, dass die Debatten sich um die Inhalte drehen, dass neue Standards und Normen gesetzt werden und dass jene, die von der Wichtigkeit des Journalismus überzeugt sind, eine Stimme erhalten.»
Sie nennen sich Verband Medien mit Zukunft. Ist das ein Seitenhieb gegen den VSM? Wie sehen Sie die mediale Zukunft?
Jacoby: «Der VSM ist von den klassischen Verlagshäusern dominiert und setzt sich auch für deren Interessen ein. Das sind nicht die unseren. Die mediale Zukunft ist logischerweise digital, schnell, unbequem und vor allem kreativ und unvorhersehbar. Genau darum ist es so unglaublich wichtig, dass wir uns an der Zukunftsgestaltung beteiligen. Alle Unternehmen im neuen Verband wollen und werden auch in Zukunft Journalismus machen, auch wenn wir damit keine Millionensaläre verdienen.»
Die Gründungsmitglieder zählen sich aus kleineren Verlagen, Herausgeberinnen und Publizisten zusammen. Mit dabei sind die «WOZ», die Basler «Tageswoche», die «Republik» und weitere eher linksorientierte Medien. Inwiefern ist Ihr Verband politisch?
Jacoby: «Überhaupt nicht. Wir sind weder politisch, noch konfessionell positioniert. Auch stehen wir nicht nur kleinen Verlagen offen. Willkommen sind alle, deren Kerngeschäft sich um die Publizistik dreht.»
Mit Impressum ist auch ein Berufsverband dabei. Weshalb?
Jacoby: «Impressum und der Verband Medien mit Zukunft haben in ihren Interessen teilweise Überschneidungen. Darum ist es sinnvoll, dass wir zusammenarbeiten.»