Passt das wirklich zusammen? Eine Person macht eine gehobene Weiterbildung, einen MBA, und das mehrheitlich während der Arbeitszeit. Und andere Mitarbeiter werden zum Sparen gezwungen oder verlieren gar ihren Job.
Anita Zielina, die designierte Digitalchefin der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), macht ihren MBA, und dass ihr Arbeitgeber die Ausbildung vollumfänglich zahlt, hat bei den NZZ-Mitarbeitern vor allem Unverständnis ausgelöst.
Viele Mitarbeiter haben erst durch den Klein Report erfahren, dass Zielina trotz fürstlichem Salär die Kosten der Weiterbildung nicht selber übernimmt, sondern diese von der NZZ bezahlen lässt. Nun ist Feuer unter dem Dach an der Falkenstrasse in Zürich.
Denn gerade beim Thema Weiterbildung sind in der Vergangenheit viele langjährige Mitarbeiter bei ihren Vorgesetzten auf taube Ohren gestossen. Darum sind viele erstaunt, dass es jetzt plötzlich doch geht.
Der MBA von Anita Zielina wirft einige Fragen auf. Der Klein Report hat sie in einem Fragenkatalog zusammengestellt und ihn an die künftige Digitalchefin der NZZ geschickt.
Antwort bekam der Klein Report nicht etwa von Anita Zielina selbst, sondern von Myriam Käser von der NZZ Unternehmenskommunikation. Käser: «Um ganz ehrlich zu sein, hat mich das Thema ein bisschen überrascht. Ich habe jedenfalls noch nie gehört, dass sich ein Mann für einen MBA öffentlich rechtfertigen soll. Nun gut, das Thema ist aufgekommen.»
Der Klein Report hätte die Geschichte auch gemacht, wenn Anita ein Anton wäre, liebe NZZ. Es geht doch einzig und alleine darum, warum man über viele Jahre eine sehr zurückhaltende Weiterbildungs-Strategie führt und dann plötzlich eine 360-Grad-Kehrtwende macht. Um nicht mehr und nicht weniger.
«Wir schliessen mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Weiterbildungsvereinbarungen ab. Die Konditionen kommentieren wir aber nicht öffentlich», so Käser gegenüber dem Klein Report. «Viele Weiterbildungen – gerade Management-Weiterbildungen – sind darauf angelegt, dass daneben eine 100-Prozent-Tätigkeit möglich ist. Für einen MBA gibt es natürlich viele Gründe. Anita Zielinas Digitalbereich arbeitet an der Schnittstelle von Redaktion, Technologie und Vermarktung. Um da die Weichen so zu stellen, dass es für das Unternehmen nachhaltig funktioniert, muss man verstehen, wie Unternehmen und Märkte funktionieren.»
Wie der Klein Report erfahren hat, hat sich Anita Zielina für einen Luxus-MBA in Paris entschieden. Und ihre Kollegen gehen davon aus, «dass sie ihr Pensum aufgrund der Ausbildung im Ausland stark reduzieren wird. Anders ist ein MBA berufsbegleitend fast nicht zu stemmen. «Viel mehr als 40 Prozent wird sie während der Weiterbildung wahrscheinlich nicht arbeiten können», sagt ein mit dem Thema Vertrauter NZZ-Mitarbeiter.
Doch eigentlich ist es egal, ob Zielina ihr Pensum für ihren Luxus-MBA reduziert oder nicht. Fakt ist, dass sich die NZZ ein Sparprogramm auferlegt hat und dass alleine 2016 über 25 Mitarbeiter freiwillig oder unfreiwillig ihren Job bei der NZZ aufgegeben haben. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Und darum muss sich die NZZ diese Fragen schon gefallen lassen: Wie passen Luxus-MBA und Stellenabbau zusammen?