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Donnerstag
01.12.2016

Medien / Publizistik

Noch hängen die NZZ-Lettern

Noch hängen die NZZ-Lettern

Die «Neue Zürcher Zeitung» verhilft dem neuen Hausbesitzer und seinen Mietern im ehemaligen NZZ-Druckzentrum in Schlieren zu komfortabler Publizität. Und erweist sich damit einen Dienst in eigener Sache.

«Vor bald eineinhalb Jahren, am 29. Juni 2015, wurde im hauseigenen Druckzentrum in Schlieren letztmals eine NZZ produziert», beginnt der Artikel, der am Mittwoch in der NZZ-Online-Ausgabe erschienen ist, beschaulich. Im Dezember verkaufte die NZZ das Haus an das Immobilienunternehmen Swiss Prime Site (SPS). 

«Bereits beim Kauf formulierte die Immobiliengesellschaft ihre Idee, das Gebäude zu einem ‚urban education center’ zu machen - zu einem multifunktionalen Gebäude, das neben Infrastruktur für Aus- und Weiterbildungen sowie Forschung und Entwicklung auch gemeinschaftliche Arbeitsplätze, Restaurants und Sportangebote beherbergt», schreibt die NZZ weiter.

Anlass für den wohlwollenden Bericht: Am Dienstag sei ein «erster wichtiger Pflock» auf diesem Weg eingeschlagen worden, mit dem «ersten Ankermieter» sei der Mietvertag zustande gekommen. Auf Ende 2019 werde das Innovations-Unternehmen Zühlke seinen Schweizer Hauptsitz in die ehemalige NZZ-Liegenschaft verlegen, schreibt die NZZ weiter und widmet dem Portfolio der Firma gleich einen eigenen Abschnitt.

Ob die «redaktionelle Begleitung» der Umnutzung der Ex-Druckerei bei den Verkaufsverhandlungen mit dem neuen Hausbesitzer eine Rolle spielte, bleibt wilde Spekulation. Naheliegend ist dagegen, dass sich die NZZ mit der höflichen Berichterstattung auch selber einen guten Dienst erweist.

Immerhin sorgte die Schliessung des Druckzentrums Schlieren für einigen Wirbel. Bis zuletzt versuchten die Gewerkschaften und die örtliche Betriebskommission, die Schliessung zu verhindern. Der NZZ wird es nicht ganz ungelegen kommen, die damalige Hiobsbotschaft im Nachhinein etwas aufzupolieren. 

Dass mit der Schliessung der Druckerei 125 Mitarbeiter ihre Stelle verloren, wird im Artikel nicht mehr erwähnt. Der Titel, der über der Story prangt, kommt da schon sympathischer daher: «NZZ-Druckerei wird zum Startup-Magnet».