Sie sind so etwas wie die Antithese zu den abonnierten Tageszeitungen: Die Print-Blätter des Verbands Schweizer Gratiszeitungen (VSGZ). Laut Angaben des Verbands sind die Leser- und Auflagenzahlen dieser Publikationen «seit Jahren stabil», so auch gemäss «MACH-Basic 2019-2» der Wemf.
VSGZ-Präsident Daniel Sigel und Maya Ziegler-Bodmer, Geschäftsführerin der Glarner Regionalzeitung «Fridolin», suchen für den Klein Report nach Erklärungen, weshalb die Gratis-Wochenzeitungen vom allgemeinen Print-Negativtrend nicht so stark betroffen sind.
«Im Gegensatz zu den abonnierten Tageszeitungen haben wir eine treue Leserschaft», sagt Verbandspräsident Daniel Sigel dem Klein Report. «Dieser Trend ist nichts Neues. Er bestätigt, dass unsere Verbandsmitglieder mit ihren Produkten nahe am Leser und Kunden sind.»
Die regionalen Gratiszeitungen des Verbands erreichen wöchentlich 1,67 Millionen Haushalte – und damit jeden zweiten Haushalt der Schweiz. Zu den Mitgliedern gehört beispielsweise die Regionalzeitung «Fridolin», die jeden Donnerstag in die Briefkästen des Kantons Glarus verteilt wird.
Gemäss den aktuellen Zahlen der «MACH-Basic 2019-2» hat sich die Auflage des «Fridolin» zuletzt kaum verändert (von 32'040 auf 32'069 Exemplare). Die Zahl der Leser war um 8,2 Prozent rückläufig (von 37'000 auf 34'000). Geschäftsführerin Maya Ziegler-Bodmer kommentiert für den Klein Report: «Die stabilen Zahlen verdanken wir vorab der Glarner Bevölkerung, die voll hinter dem ‚Fridli’ steht.»
Zum Erfolgsmodell des «Fridolin» gehörten einerseits die «volkstümliche Sprache» sowie die «wertkonservative» Positionierung, glaubt Ziegler-Bodmer. Andererseits sei auch das Zeitungsformat ein wichtiger Faktor für die Stabilität. «Die Glarner möchten sich selbst, ihre Familien, ihre Freunde, Sport- und Vereinskameraden auf Papier sehen.»
Auf die Frage, wie das Unternehmen auf die aktuellen Print-Leserentwicklungen reagiert, sagt die Geschäftsführerin: «Es ist nicht so, dass wir die fortschreitende Digitalisierung im Glarnerland nicht mitbekommen. Dennoch verzichten wir auf den vollständigen Wechsel in die Digitalisierung, sie ist nicht unsere Kernkompetenz.»
«Wir erleben gerade bei Grossverlagen, dass riesige Summen für die Umstellung in den Sand gesetzt werden. Das irritiert Leser und Anzeigenkunden gleichermassen», ergänzt Maya Ziegler-Bodmer vom «Fridolin».
Ähnlich sieht es VSGZ-Präsident Daniel Sigel. Dass die Zeitungen im Verband der Gratiszeitungen kaum junge Leser erreichen, macht ihm keine grossen Sorgen. «Menschen unter 25 Jahre lesen (fast) keine Zeitung. Das war schon immer so und ist keine neue Erkenntnis. Unsere Energie im Print müssen wir auf unsere bewährten Leserinnen und Leser konzentrieren.»
Im etwas älteren Zielpublikum der regionalen Gratiszeitungen sieht Daniel Sigel sogar Vorteile: «Unsere Durchschnittsleserin ist eher weiblich und mehrheitlich zwischen 35 und 54 Jahre alt. Da unsere Produkte auch konsumorientiert sind, werden diese als Entscheidungsgrundlage für Einkäufe genutzt. Und wer entscheidet zu Hause, was gekauft wird?», fragt er rhetorisch.