Predictive Behavioral Targeting nennt sich eine Methode, mit welcher Online-Vermarkter und -Unternehmen wie Facebook, Amazon oder Google arbeiten. Ein Computer entscheidet dabei, welche Werbung später bei uns auf dem Monitor aufflimmert. «Am Ende soll immer noch ein Mensch die Entscheidung treffen», findet Marco Bernasconi, Geschäftsführer der Wemf AG für Werbemedienforschung, im Gespräch mit dem Klein Report.
«Maschinen, die mit Hilfe von mathematischen Algorithmen nutzerbasierte Werbemodelle zusammenstellen, gehen zu wenig weit», findet Bernasconi. Er nennt zur Untermauerung ein Negativbeispiel, auf das er selber gestossen sei: «Auf meinem Computer habe ich Werbeangebote für eine Asienreise erhalten. Von den zwei Hotels, die mir angezeigt wurden, hatte ich eines bereits gebucht und im anderen war ich schon einmal. Was hilft mir das?»
Firmen wie Facebook und Google werben mit «maschinengenerierten Modellen», wie sie Bernasconi nennt. «Der Markt beziehungsweise das Marketing ist überfordert», findet er weiter. Es gebe keinen Menschen mehr, der in diesem total fragmentierten Markt die Entscheidungen treffe.
«So werden vielleicht meine Erwartungen erfüllt, Überraschungen gibt es jedoch nicht», kritisiert der Wemf-Direktor weiter. Ihm fehle dabei die «Marketingintuition», die nur von Menschen ausgehen könne.
Werbekunden wüssten ausserdem nicht, was mit ihrer Werbung genau passiere und auf welchen Plattformen sie aufgeschaltet werde. «Man weiss oft nicht, ob man im `sichtbaren Bereich oder wünschbaren Umfeld` ist oder nicht. Der Online-Werbemarkt ist zu einem relevanten Teil ausser Kontrolle», erklärt Bernasconi abschliessend.
Diese und ähnliche Themen werden am Mittwoch am 19. Schweizerischen Medienforschungstag in Bern diskutiert. An dem von der Wemf organisierten Event wird der Umgang von Werbenden und Werbern mit Konsumtypologien, Viewability oder Brand Safety erörtert.